Für die meisten Österreicher beginnt der Tag mit einem Schluck Kaffee. Der als Schwarzes Gold bezeichnete Koffein-Booster weckt nicht nur müde Geister, sondern ist auch gesund und hebt nebenbei die Stimmung.
Doch die Gemütslage könnte durch die neuen Teuerungen empfindlich getrübt werden. "Wir sehen uns leider bald gezwungen, unsere Preise zu ändern", erklärt Marlene Drack (26) gegenüber "Heute". Sie leitet in vierter Generation die 1935 gegründete Kaffeerösterei Nussbaumer in Gmunden. Acht Angestellte sind beim Familienbetrieb tätig.
Im Oktober habe man bereits alle Kaffeesorten um 10 Prozent erhöht. Aus wirtschaftlichen Gründen gebe es derzeit aber erneut keine Alternative, eine "weitere Preiserhöhung vorzubereiten", so Drack. "Viele meiner Kollegen haben sogar schon öfter erhöht im letzten Jahr."
Mit welchen Hürden hat die 26-Jährige dieser Tage zu kämpfen? "Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit der Rohkaffee-Einkauf. Neben den Rekordpreisen kommen nun auch Verfügbarkeitsprobleme bei den Händlern in Europa hinzu."
„Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit der Rohkaffee-Einkauf.“Marlene DrackGeschäftsführerin von Nussbaumer Kaffee
Im März war Drack zehn Tage in Kolumbien. Ziel der Reise war es, persönliche Kontakte vor Ort zu knüpfen, um das Netzwerk an direkten Handelspartnerschaften auszubauen.
Während ihres Aufenthalts konnte die Gmundnerin vier verschiedene Farmen und zwei ortsansässige Röstereien besuchen. Dadurch bekam sie Einblicke in deren Abläufe und Arbeitsweisen.
"Kaffeeanbaugebiete befinden sich häufig in Entwicklungs- oder Schwellenländer, was leider oft mit Arbeitsbedingungen weit unter den europäischen Standards einhergeht", so Drack.
Durch direkt gehandelten Kaffee könnten teure Zwischenhändler umgangen werden. Das würde "Preisvorteile" für alle Beteiligten mit sich bringen, außerdem würde der persönliche Kontakt "mehr Transparenz" hinsichtlich der Qualität der Bohnen und der Bedingungen vor Ort geschaffen werden.
Grundlegendes Problem der Branche: Die Nachfrage nach gutem Kaffee steige weltweit "rasant", vor allem in China bzw. Asien entwickelt sich diese Kultur "erst jetzt so richtig", so die Expertin. Ernteausfälle aufgrund von Klimawandel würden die Verfügbarkeit in den europäischen Häfen außerdem zusätzlich "erschweren".
Drack zählt noch Punkte auf, die ihrer Branche Kopfzerbrechen bereiten. "Weiters spüren wir natürlich auch den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie, wo zirka 60 Prozent unseres Röstkaffees hingehen."
Immer mehr Betriebe würden zwei Sperrtage anstatt nur einem einführen, da sie nicht ausreichend Mitarbeiter finden könnten. Das wirke sich dann negativ auf ihr Geschäft aus. Darüber hinaus seien auch Energie und Verpackungsmaterial teurer geworden. Verglichen zum Rohkaffee sei das jedoch das "kleinste Problem".
Was hat sich bei den Konsumenten geändert? "Generell spüren wir immer mehr Bewusstsein bei den Leuten für guten, qualitativ hochwertigen Kaffee, transparent angebaut und geröstet", betont die Rösterin.