Ein Stück Raumfahrtgeschichte kehrt zurück – allerdings ungewollt und unkontrolliert: Die sowjetische Raumsonde Kosmos 482, vor über 50 Jahren als Venus-Lander gestartet, wird heute, Samstag, in die Erdatmosphäre eintreten.
Die Sonde wurde am 31. März 1972 im Rahmen des Venera-Programms der Sowjetunion gestartet, um auf der Venus zu landen. Aufgrund eines Fehlers beim Start blieb sie jedoch in einer elliptischen Erdumlaufbahn gefangen. Während Teile der Sonde bereits 1981 verglühten, blieb das etwa 500 Kilogramm schwere Landemodul in der Umlaufbahn und nähert sich nun der Erde.
Experten schätzen, dass der Wiedereintritt am Samstagnachmittag erfolgen könnte. Die genaue Absturzstelle ist aufgrund der variablen Effekte des Sonnenwetters auf die obere Atmosphäre schwer vorherzusagen. Mögliche Einschlagszonen reichen von der Region Georgien-Aserbaidschan bis nach Pakistan.
Die Russen-Sonde wird voraussichtlich zwischen dem 52. nördlichen und 52. südlichen Breitengrad auf die Erde stürzen, so Langbroek. Dies bedeute, dass der Wiedereintritt in die Atmosphäre in einem Gebiet zwischen diesen Breitengraden erfolgen könnte.
Österreich liegt zu 100 Prozent in der Gefahrenzone. Außer Nord- und Nordosteuropa ist zudem unser gesamter Kontinent gefährdet – ebenso wie die USA, Südamerika, Afrika, Süd- und Südostasien sowie Australien.
Das Landemodul ist mit einer Titanhülle ausgestattet, die für die extremen Bedingungen der Venus konzipiert wurde. Daher könnte es den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen. Allerdings wird der Fallschirm nicht mehr funktionieren, was zu einem harten Aufprall führen könnte.
Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmerteile bewohnte Gebiete treffen, gering ist, bleibt ein Restrisiko bestehen. Die meisten Experten gehen jedoch davon aus, dass die Sonde in einem Ozean oder einer unbewohnten Region niedergehen wird.
Die Wahrscheinlichkeit einer Betroffenheit Österreichs durch den Wiedereintritt der Sonde liegt nach aktuellen Berechnungen des Ministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur bei 1 zu 120 Milliarden und ist damit äußerst niedrig.
Grundsätzlich werden derartige Sonden auf Umlaufbahnen gesteuert, die keine Gefahr bilden oder in Meeresgebieten gezielt zum Absturz gebracht. Die "Weltraumsonde 482" bildet eine Ausnahme, da sie mit einem starken Hitzeschild ausgestattet ist und möglicherweise beim Wiedereintritt nicht verglüht.
Die Lage zur Flugbahn der "Weltraumsonde 482" wird laufend durch die primär zuständigen Ministerien – das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur, das Bundeskanzleramt in Form des Krisensicherheitsberaters, das Bundesministerium für Inneres und das Bundesministerium für Landesverteidigung – beobachtet und im Rahmen des gesamtstaatlichen Fachgremiums gemäß Bundeskrisensicherheitsgesetz beurteilt.
"Notwendige Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine mögliche Betroffenheit Österreichs werden entsprechend der jeweils aktuellsten Lagebeurteilung gesamtstaatlich abgestimmt durchgeführt. Der Kontakt mit den zuständigen EU-Weltraumbehörden ist dabei ständig aufrecht", heißt es in einer Mitteilung.