Wienerin im "Heute"-Talk

Rychkova: "Niemand trifft härter als die Depression"

MMA-Kämpferin Katharina Rychkova steigt in Manchester in den Käfig. Die Wienerin kämpft für ihren Traum, gegen Vorurteile – und für ihre Familie.
Georg Steinschnack
21.11.2025, 07:06
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Showtime in Manchester! Die Liesingerin Katharina Rychkova steigt am Freitag, dem 21. November, bei "Cage Warriors 197: Unplugged" in den Käfig – einer der renommiertesten MMA-Bühnen Europas. Dort wartet die 26-jährige Irin Eimear Darcy, eine Gegnerin aus der Leichtgewichtsklasse bis 56,7 Kilogramm.

„Egal, wie hart mich meine Gegnerin trifft – nichts wird mich härter erwischen, als es die Depression damals getan hat“
Katharina Rychkova

Vor dem Duell zeigt sich Rychkova selbstbewusst: "Meine Gegnerin ist nicht schlecht, aber ich bin besser. Ich gehe davon aus, dass ich den Kampf frühzeitig beenden kann. Aber im Käfig kann immer alles passieren, deswegen muss man aufpassen."

Von Wien in die UFC

Dieses Selbstbewusstsein strahlt Rychkova nicht nur im Gespräch mit "Heute" aus, sie lebt es auch im Käfig. Mit einem breiten Dauergrinsen steigt sie hinein, als wäre es ihr zweites Wohnzimmer, und unterstreicht damit ihre Ansprüche. Ihren bisher einzigen Profi-Kampf entschied sie nach nur drei Minuten für sich: Ihre rumänische Gegnerin musste aufgeben. Ein schneller Sieg, der gezeigt hat, wie kompromisslos Rychkova auftreten kann.

Der zweite Profikampf – erstmals im Ausland – soll erst der Anfang sein. "Mein Ziel ist es, Champion bei der größten Kampfserie, der UFC, zu werden.” Rychkova hat also viel vor. Doch sie will auch außerhalb des Käfigs Vorreiterin sein und ein Vorbild für Mädchen im österreichischen Kampfsport werden. Denn künstlich erzeugte Konflikte unter den Kämpfern sind nach wie vor ein Thema in der Szene. Dadurch erhalten Formate, in denen sich C-Promis prügeln, aktuell mehr Aufmerksamkeit als die echten Sportlerinnen. "Ich finde, "Trash-Talking” vor den Kämpfen gehört irgendwie dazu, weil das Publikum danach verlangt. Für mich persönlich ist es jedoch nichts, da es mir wichtig ist, meiner Gegnerin immer mit Respekt zu begegnen. Man weiß schließlich nie, welche Herausforderungen das Gegenüber bisher im Leben hatte."

„Ich glaube, das größte Problem ist, dass viele junge Athleten zu früh zu hart kämpfen. Dadurch schädigt man seinen Körper nachhaltig."“
Katharina Rychkova

"Nichts wird mich härter erwischen"

Rychkova, die als Profisportlerin im Hiro-Gym im 23. Wiener Bezirk als Trainerin arbeitet, musste sich nicht nur im Käfig durchbeißen. Auch abseits des Sports war ihr Weg alles andere als leicht. Die 27-Jährige spricht offen darüber: "Seit ich 13 war, litt ich unter Depressionen. Durch Therapie und medizinische Unterstützung geht es mir jetzt wieder gut. Extrem wichtig war, dass ich mich von einigen Dingen abgrenze. Jedes Mal, wenn ich in den Käfig steige, ist mir bewusst: Egal, wie hart mich meine Gegnerin trifft – nichts wird mich härter erwischen, als es die Depression damals getan hat."

Doch nicht nur ihre mentale Gesundheit beschäftigt Rychkova seit Jahren. Auch die körperlichen Risiken ihres Sports blendet sie nicht aus. Studien zeigen, dass Kampfsportler ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an CTE zu erkranken – einer degenerativen Hirnerkrankung, ausgelöst durch wiederholte Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen. Die Folgen zeigen sich oft erst nach der Karriere: Zunehmend schlimmer werdende motorische Defizite können im Endstadium sogar zu schwerer Demenz führen. Nicht umsonst wird CTE auch „Boxer-Demenz” genannt.

Für Rychkova ist das ein Thema, das sie nicht ignorieren möchte: "Natürlich beschäftigt mich das. Ich kann halt nichts dafür, dass ich diesen Sport liebe. Ich glaube, das größte Problem ist, dass viele junge Athleten zu früh zu hart kämpfen. Dadurch schädigt man seinen Körper nachhaltig."

Verbundenheit in die Ukraine

Beim Kampf in Manchester wird sie auch familiär unterstützt. In Österreich geboren, fühlt sie sich zu ihren Verwandten in der Ukraine weiterhin tief verbunden. Ihr Cousin und ihre Großeltern leben in Dnipro, das zwar nicht im unmittelbar betroffenen Kriegsgebiet liegt, aber seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 dauerhaft gefährdet ist. "Die Luftangriffe sind an den verschiedensten Orten. Es geht ihnen so semi-gut, weil man in ständiger Gefahr lebt, von einem Moment auf den anderen nicht mehr am Leben zu sein."

Nun gilt aber vorerst ihre volle Aufmerksamkeit der Irin Darcy und der Sportart, die sie antreibt wie kaum etwas anderes. "Seit ich mit 17 das erste Mal erfahren habe, dass es MMA gibt, möchte ich nichts anderes mehr machen. Kampfsport ist mein Leben. Und ich liebe es!" Mit dieser Leidenschaft, diesem Willen und ihrer kompromisslosen Art geht sie in den Kampf gegen Darcy. Viel schiefgehen kann da eigentlich nicht mehr. Zu gönnen wäre es ihr allemal.

{title && {title} } gst, {title && {title} } Akt. 21.11.2025, 15:03, 21.11.2025, 07:06
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