Nach dem Eingriff der USA in den Israel-Iran-Krieg wird viel darüber diskutiert, was die US-Bomben bewirkt haben. Die Auswirkungen der iranischen Angriffe auf Israel werden hingegen kaum besprochen.
Dabei stellt sich nun heraus, dass die Raketen mehr strategische Ziele getroffen haben, als bisher bekannt ist. Die britische Zeitung "Telegraph" berichtet von fünf israelischen Militäreinrichtungen, die von Irans Raketen beschädigt worden sind. Dies sei von den israelischen Behörden geheim gehalten worden.
Sieben Treffer auf Öl- und Energieanlagen in Israel waren bekannt. So auch der Schaden am Weizmann-Institut sowie am Soroka University Medical Center nach Raketenangriffen. In sieben Wohngebieten wurden Häuser zerstört, 15.000 Einwohner sind seither obdachlos. 28 Personen sind bei den Angriffen ums Leben gekommen. Auch das war bekannt.
Von Treffern oder Schäden an Militäreinrichtungen hörte man zuvor jedoch nichts. Sie wurden von den israelischen Behörden nicht veröffentlicht, schreibt der "Telegraph". Ebenso kann aufgrund der strengen militärischen Zensurgesetze im Land selbst nicht darüber berichtet werden.
Trotz Zensur gibt es einzelne kritische Stimmen in Israel. Der einflussreiche Journalist Raviv Drucker von Channel 13, sagte zum Beispiel: "Es gab viele Raketentreffer in IDF-Stützpunkten, an strategischen Orten, über die wir bis heute nicht berichten. Das hat zu einer Situation geführt, in der die Menschen nicht wissen, wie präzise die Iraner waren und wie viel Schaden sie an vielen Orten angerichtet haben."
Die Hinweise auf die geheim-gehaltenen Treffer hat der "Telegraph" von Forschenden an der Oregon State University erhalten. Diese haben sich auf die Nutzung von Satellitenradardaten zur Erkennung von Bombenschäden in Kriegsgebieten spezialisiert.
Demnach wurden fünf Militäreinrichtungen im Norden, Süden und im Zentrum Israels von sechs iranischen Raketen getroffen. Dazu gehört auch ein großer Luftwaffenstützpunkt, ein Geheimdienstzentrum und eine Logistikbasis.
Im Vergleich zu dem, was Israel im Iran getroffen hat, ist es noch immer nicht viel. Zu Israels Zielen gehörten die Nuklearanlagen Natanz, Isfahan und Arak – mit der US-Hilfe trafen sie auch Fordo. Zudem wurden mehrere Abschussrampen für Raketen und Produktionsstätten für Drohnen getroffen. Mit gezielten Schlägen wurden in den ersten Tagen des Krieges auch zahlreiche Kommandeure der iranischen Streitkräfte getötet.
Der "Telegraph" führte auch eine Analyse durch, um zu sehen, wie viele iranische Raketen nicht von Israels Verteidigungsanlagen abgefangen wurden. Sie kommen zum Schluss, dass ungefähr 16 Prozent der abgeschossenen Raketen in Israel aufschlugen. Dies deckt sich mit einer früheren Aussage der israelischen Armee, die die Erfolgsquote auf 87 Prozent bezifferte.
Allerdings fand die Zeitung heraus, dass der Anteil der durchgelassenen Raketen in den ersten acht Tagen des Krieges zunahm. Dahinter steckt vermutlich die Rationierung der Abfangraketen, wie das "Wall Street Journal" während des Krieges berichtet hatte.
Ein anderer Grund könnte eine verbesserte Taktik auf der iranischen Seite sein, mutmaßt der "Telegraph". Nach Angaben iranischer Beamter wurde die israelische Luftabwehr vor allem durch den gleichzeitigen Einsatz von Raketen und Drohnen durchbrochen, um die Abwehrsysteme zu verwirren.