Vier Polizisten der Lausanner Polizei sind suspendiert worden, nachdem in zwei WhatsApp-Gruppen rassistische, antisemitische, sexistische und diskriminierende Nachrichten entdeckt wurden. Ein Mitglied der Lausanner Polizei hat sich jetzt anonym zu den Vorfällen geäußert.
Die Person sagt im Gespräch mit dem "Tages-Anzeiger": "Ich war schockiert über die verbreiteten Bilder. Sie sind besonders hasserfüllt." Überrascht sei sie aber "keineswegs" gewesen. "In gewisser Weise bin ich erleichtert, dass diese Missstände endlich sichtbar werden, doch ich schäme mich für meine Uniform."
Innerhalb der Polizei sei "eine rückständige und problematische Mentalität" verbreitet, so die Person. Oft komme es zu verschiedenen "unangemessenen, frauenfeindlichen, homophoben und rassistischen Kommentaren und Bemerkungen". Von den Polizisten würden diese verharmlost.
Die Person habe auch schon festgestellt, dass ein Polizist Menschen je nach Herkunft unterschiedlich behandle. Bei einem Schweizer oder einer weißen Person würde sich der Polizist auf eine Diskussion einlassen und ihm zuhören. Bei einem Ausländer aber reagiere er sofort offensiver. "Minderheiten spüren diese ihnen entgegengebrachte Verachtung selbst dann, wenn sie zu uns kommen, weil sie Hilfe brauchen – obwohl es unsere Aufgabe ist, für sie da zu sein." Bei der neuen Generation sei das Verhalten etwas besser, die Ansichten seien vor allem bei älteren Polizisten zu beobachten.
Zum Umgang mit internen Meldungen sagt das Mitglied: "Ich habe schon Vorfälle gemeldet, die nicht ernst genommen wurden. Die Person, die sich unangemessen geäußert hat, verteidigt man mit den Worten: 'Du kennst ihn doch, so ist er halt.'"
Das Problem sei aber nicht nur auf die Lausanner Polizei beschränkt. "Rassismus und strukturelle Diskriminierung sind offensichtlich ein Problem, das man in allen Polizeibehörden findet, auch an anderen Orten, da darf man sich nichts vormachen."