Welt

"Schande" – Flug aus Kabul mit nur 7 (!) Passagieren

Ein Flugzeug der deutschen Bundeswehr landete in Kabul und flog eine halbe Stunde später wieder ab – mit nur sieben Passagieren. Das sorgt für Kritik.

20 Minuten
Teilen
Dieses Flugzeug der deutschen Bundeswehr hob mit nur 7 Passagieren an Bord in Kabul ab. 116 hätten Platz.
Dieses Flugzeug der deutschen Bundeswehr hob mit nur 7 Passagieren an Bord in Kabul ab. 116 hätten Platz.
Hauke-Christian Dittrich / dpa / picturedesk.com

Spät am Montagabend landete ein Flugzeug der deutschen Bundeswehr am Flughafen Kabul in Afghanistan. Es war für einen Rettungseinsatz deutscher Staatsangehöriger und Botschaftsmitarbeitenden dorthin geflogen. Nach nur 40 Minuten am Boden hob die Maschine aber bereits wieder ab. 

 An Bord: Lediglich sieben (!) Passagiere. Darüber berichten mehrere deutsche Medien übereinstimmend.

Das deutsche Verteidigungsministerium teilte über Twitter mit, dass das Flugzeug der Bundeswehr Kabul verlassen habe und nun in Richtung Taschkent in Usbekistan unterwegs sei. Von dort aus werden die Geretteten mit einer Chartermaschine zurück nach Deutschland gebracht.

116 hätten Platz 

Das Militärflugzeug des Typs A400M wäre eigentlich für den Transport von 116 Personen ausgerichtet. Auf der Liste der zu Rettenden stehen gemäß "Bild" 57 Botschaftsangehörige und 88 weitere deutsche Staatsangehörige. Warum also transportierte es nur sieben Personen?

Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte, dass die Zeit gefehlt habe, um mehr Personen retten zu können. "Wir hatten nur ganz wenig Zeit und deswegen haben wir nur die mitgenommen, die jetzt wirklich auch vor Ort waren. Und die konnten gestern wegen der chaotischen Situation noch nicht in einer größeren Zahl am Flughafen sein", sagte Kramp-Karrenbauer gegenüber der ARD.

Zu wenig Sprit 

Die Situation am Flughafen Kabul sei sehr chaotisch, vor allem wegen der Menschenmengen am Boden, führte Kramp-Karrenbauer weiter aus. 

"Wir haben es gestern geschafft, in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen."

Zuvor war das Flugzeug fast fünf Stunden über dem Flughafen gekreist – so lange, bis ihr beinahe der Sprit ausging. Ein anderes Militärflugzeug des gleichen Typs hatte davor seinen Landungsversuch abbrechen und nach Taschkent in Usbekistan zum Nachtanken umdrehen müssen.

Bald nächste Maschine 

Nun soll bald eine weitere Militärmaschine in Richtung Kabul aufbrechen, um mehr Personen in Sicherheit zu bringen, heißt es aus Regierungskreisen. Der Auftrag der Bundeswehr laute, "solange es irgendwie geht, so viele wie möglich rauszuholen", so Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer.

Der Einsatz der Bundeswehr und die Tatsache, dass das Flugzeug mit sieben Personen an Bord zurückkehrte, sorgt für heftige Kritik. Der deutsche Starpianist Igor Levit, der sich immer mal wieder dezidiert politisch äußert, schreibt auf Twitter von einer "unbeschreiblichen Schande".

Die grüne Bundestagsabgeordnete Canan Bayram teilte ein Bild des Innenraums einer A400M-Maschine und schrieb dazu: "In dieses Flugzeug passen mehr als sieben Menschen aus Afghanistan".

Auch Bern Riexinger, von 2012 bis 2021 Vorsitzender der Linkspartei in Deutschland, bezeichnet den Einsatz als Desaster und fordert den Rücktritt des deutschen Außenministers Heiko Maas. 

Doch auch am anderen Ende des politischen Spektrums ist man unzufrieden über die Rettungsaktion. Benedikt Brechtken, der der deutschen FDP nahesteht, zeigt sich bestürzt darüber, wie wenige Menschen gerettet werden konnten.

Andere Länder retten Menschen

Andere Nutzer stören sich vor allem daran, dass Flugzeuge anderer Nationen hunderte von Personen aus Kabul retten, während das deutsche Flugzeug fast leer wieder umdrehte.

Eine C-17 Globemaster III der US-Luftwaffe hat am späten Sonntag rund 640 Afghanen sicher aus Kabul evakuiert, wie ein Foto des US-Verteidigungsministeriums zeigt. Das Flugzeug wäre eigentlich für 134 Personen ausgerichtet gewesen.

1/9
Gehe zur Galerie
    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Xinhua / Action Press / picturedesk.com
    1/63
    Gehe zur Galerie
      <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
      25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
      EXPA / APA / picturedesk.com