Mitten in Wien

"Schattenwirtschaft" mit Beute aus Altkleider-Container

Wiens Grüne schlagen Alarm: Viele Altkleidercontainer sind laut Umweltsprecherin Tina Wirnsberger nur Tarnung für ein schmutziges Geschäft.
Christoph Weichsler
16.08.2025, 20:58
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Was aussieht wie Wohltätigkeit, sei in Wahrheit oft ein Geschäft mit zweifelhaftem Nutzen, so die grüne Sprecherin für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit, Tina Wirnsberger. "Wien braucht ein transparentes, ökologisch sinnvolles und sozial gerechtes Altkleidersystem – keine gewinnorientierte Schattenwirtschaft auf Kosten der Umwelt und des Globalen Südens."

Die Grünen fordern, dass die Stadt die Sammlung, Sortierung und Weiterverwertung selbst übernimmt und das System der MA48 ausbaut. Dazu kündigen sie eine schriftliche Anfrage an den zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorsky an.

Müll statt Hilfe

Laut Berichten von Südwind und Greenpeace landet ein großer Teil der gespendeten Kleidung unbrauchbar auf Deponien, etwa in afrikanischen Ländern – mit massiver Umweltbelastung. Eine Studie des Umweltbundesamts (2022) bestätigt zudem, dass billige Second-Hand-Ware aus Europa lokale Textilindustrien schwächt.

"Wer glaubt, mit einer Kleiderspende Gutes zu tun, unterstützt unter Umständen unwissentlich ein System, das Umweltzerstörung exportiert", warnt Wirnsberger.

Streit um Container-Riesen

Besonders die großen Betreiber HUMANA und Öpula stehen in der Kritik. "Nur ein Bruchteil der Kleidung landet bei Bedürftigen oder im karitativen Verkauf in Wien. Der Rest wird im EU-Ausland aussortiert, verbrannt oder landet als Müll in Ländern des Globalen Südens", so Wirnsberger.

Zwischen den Platzhirschen tobt seit Jahren ein harter Wettbewerb – inklusive Gerichtsverfahren. So verklagte Öpula 2014 die Caritas, nachdem diese die Zusammenarbeit beendete. "Das ist kein Zeichen für ein funktionierendes, gemeinwohlorientiertes System, sondern vielmehr der Kampf um profitable Marktanteile", sagt Wirnsberger.

Vermüllte Straßen

Ein weiteres Problem: überfüllte Container, die oft durchwühlt werden. "Die Stadt Wien muss hier die Betreiber in die Pflicht nehmen. Der öffentliche Raum ist Gemeingut, keine billige Infrastruktur für gewinnorientierte Unternehmen", fordert Wirnsberger.

Zurück bleiben nicht selten verstreute Kleiderberge und Müll – sehr zum Ärger der Anrainer. Die Grünen wollen, dass Wien gegen diese Zustände konsequenter vorgeht.

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