Letzter Kommandant geht

"Schmerzlicher Abschied" – Gemeinde verliert Feuerwehr

In der kleinen Gemeinde Reichenbach hat die örtliche Feuerwehr ihre Auflösung bekannt gegeben. Im Ort herrscht Betroffenheit.
Aram Ghadimi
28.11.2025, 05:15
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"Es tut schon einigen ziemlich weh, unter anderem auch mir", sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Reichenbach (Bezirk Gmünd), Wolfgang Haidegger. Aufgrund seines Alters kann Haidegger keine volle Amtsperiode mehr übernehmen. Seine Feuerwehr hat in ihrer letzten Hauptversammlung beschlossen, sich zum Jahresende aufzulösen.

Haideggers hilfsbereite Truppe zählt 15 aktive Mitglieder und drei Reservisten. Unter den Aktiven war zuletzt bei einigen die Verfügbarkeit eingeschränkt gewesen. Anfang 2026 stehen Feuerwehrwahlen an. Vor der Pandemie habe es, wie Wolfgang gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) betonte, zwar Interessenten für die Kommandanten-Ausbildung gegeben, "aber danach wollten die Kandidaten doch nicht mehr." So konnte bisher auch kein Nachfolger gefunden werden.

Doktor-Titel in Physik

Haidegger, der in Wien aufgewachsen ist, hält einen Doktortitel in Physik und war lange Jahre im Bereich IT-Sicherheit tätig.  Bevor er mit seiner Familie in Reichenbach Wurzeln schlug, hat er einige Zeit in den USA verbracht. Und auch nach seinem Umzug lebte er phasenweise im Vereinigten Königreich, auch schon als Feuerwehrkommandant.

"Bittere Entscheidung"

"Wir sind leider an einem Punkt angekommen, an dem wir diese bittere Entscheidung treffen mussten", sagt Haidegger, der bald 65 Jahre alt wird, im "Heute"-Gespräch: "Ich kann gar keine zweite komplette Periode machen, denn mit 65 wird man bei der Feuerwehr automatisch in die Reserve versetzt und das ist auch gut so." Auch wenn Haidegger wollte, er kann dann keine Einsätze mehr leiten.

Seit über 20 Jahren dabei

Zuletzt hätten nur noch drei bis vier motivierte Leute die komplette Arbeit gemacht. Und mit seiner Nachfolge hatte es nicht geklappt: "Corona hat mir da wirklich in die Suppe gespuckt." Im Jahr 2000 war Haidegger nach Reichenbach gezogen: "Ich bin jetzt zumindest 20 Jahre dabei." Auch nach dem Ende seiner Tätigkeit als Kommandant will Haidegger weiterhin Feuerwehrmann bleiben: Gemeinsam mit einigen seiner Kameraden will er sich der Feuerwehr einer Nachbargemeinde anschließen.

Dorfverein will Gebäude erhalten

So dürfte das bisherige Einsatzgebiet der Reichenbacher Florianis künftig zwischen den Gemeinden Gopprechts und Schönau aufgeteilt werden. Im Reichenbacher Gemeinderat soll Anfang Dezember darüber beraten werden. Das kleine Feuerwehrhaus will man erhalten: Der Dorfverein möchte es erhalten und künftig als Gemeinschaftshaus weiterführen. Das einzige Fahrzeug und die Ausrüstung will man ebenso behalten – um bei einem Ernstfall im Ort auch weiterhin rasch helfen zu können.

Reichenbach ist die kleinste Katastralgemeinde von Litschau. Seit 1969 gehört der Ort, nach der NÖ Kommunalstrukturreform, zur besagten Stadtgemeinde. Davor war Reichenbach eigenständig – mit eigener kleiner Kapelle, eigener Feuerwehr-Truppe. Für die rund 40 Menschen, die in Reichenbach leben, geht eine Ära zu Ende. Für manche war die Feuerwehr Treffpunkt und ein Ort des Austausches.

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 30.11.2025, 10:11, 28.11.2025, 05:15
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