Die ÖVP Wien übt scharfe Kritik an Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS). Hintergrund ist eine schriftliche Anfragebeantwortung von Mitte November, in der die Stadträtin mehrere Fragen zur Sprachförderung im Kindergartenjahr 2025/26 nicht beantwortete - mit der Begründung, der Stichtag 9. November 2025 liege "in der Zukunft".
Wörtlich heißt es in der Beantwortung: "Zu den Fragen (...) können keine Angaben gemacht werden, da der Stichtag (9.11.2025) in der Zukunft liegt bzw. das Kindergartenjahr 2025/26 gerade erst begonnen hat." Diese Formulierung sorgt für politischen Streit. Laut ÖVP fällt der Stichtag wenige Tage vor dem Datum der Antwort (14.11.) - und könne daher nicht "in der Zukunft" liegen.
"Wer am 14. November 2025 glaubt, dass der 9. November 2025 noch in der Zukunft liegt, hat offensichtlich noch ganz andere Probleme als die Sprachförderung in Wiens Kindergärten", so ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß. Er wirft der Stadträtin vor, "nicht sagen zu wollen, wie schlecht es um die Sprachförderung bestellt ist".
In der 14-seitigen Beantwortung finden sich mehrere Daten, die der ÖVP zufolge darauf hinweisen, dass wesentliche Informationen bereits vorgelegen hätten. Unter anderem: Die Sprachstandserhebungen waren bis 31. Oktober abgeschlossen. Emmerling schreibt selbst: "Die verpflichtend durchzuführende Sprachstandserhebung ist bis zum 31. Oktober durchzuführen." Damit, so argumentiert die ÖVP, müssten die Daten zum Stichtag 9. November bereits vorgelegen haben.
Aus dem Büro von Stadträtin Emmerling heißt es dazu, dass die entsprechenden Daten aufgrund des damit verbundenen Aufwandes nicht zwischen dem Stichtag, 9.11., und der geschäftsordnungsgemäß vorgesehen Beantwortungsfrist, 15.11., ausgewertet werden konnten.
Ein weiterer Kritikpunkt für die ÖVP: Für das Vorjahr sind die Zahlen detailliert angeführt: 38.186 Kinder wurden beobachtet. Davon hatten 16.824 Kinder Sprachförderbedarf.
Die Stadträtin setzt jedoch zusätzlich alle Kinder der Jahrgangsstufe 3 (die nicht getestet werden) in Relation und kommt so auf rund 30 Prozent statt 44 Prozent Förderbedarf. Zierfuß bezeichnet das als "Schönfärberei".
Seitens des Büro der Bildungsstadträtin wird erklärt, dass sich die Fragestellung der ÖVP vom Februar 2025 auf einen Vergleich der absoluten und relativen Zahlen in den Kindergartenjahren 2020/21 bis 2024/25 im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kinder in der jeweiligen Bildungseinrichtung bezog. Und die Gesamtzahl der Kinder im Kindergartenjahr 2024/25 betrug nun einmal 55.942. Davon wiesen 16.824 Kinder einen Sprachförderbedarf auf, was einem Anteil von 30,07 Prozent entspricht. "Diese Zahlen wurden sowohl im Frühjahr als auch im Herbst 2025 konsistent und transparent dargestellt", heißt es.