Was als banale Diskussion um Gläser begann, endete mit Polizei, Prozess und Tränen: Zwei Frauen im Alter von 60 und 64 Jahren mussten sich laut "Kleine Zeitung" am Bezirksgericht Weiz verantworten. Der Vorwurf: rassistische Beleidigungen gegen einen Türsteher – und ein handfester Streit.
Die beiden Freundinnen wollten vor einem Nachtlokal rauchen und nahmen ihre Gläser mit nach draußen. Laut Hausordnung verboten – was der Türsteher ihnen auch sagte. Laut drei Zeuginnen zunächst höflich. Die Frauen sollen sich jedoch geweigert haben und den Mann mit Sprüchen wie "Scheiß Kanake" und "Scheiß Moslem" beleidigt haben.
Die Angeklagten weisen alles zurück. "Vielleicht hab ich gesagt, 'Pack deine Koffer und geh heim!", räumt die 64-Jährige ein. Ihrer Darstellung nach sei der Türsteher aggressiv geworden. "Er hat aggressiv herumgeschrien: Gläser weg!", sagte sie laut der Tageszeitung vor Gericht. Weil er ihr zu nahe gekommen sei, habe sie ihn weggeschubst.
Später sei es weiter eskaliert: Die 60-Jährige habe dem Türsteher eine Zigarette aus dem Mund genommen – woraufhin dieser sie gepackt, zu Boden geworfen und über den Asphalt geschleift haben soll. Auf dem Überwachungsvideo sei das laut Polizei jedoch nicht zu sehen. Die beschädigte Jacke der Frau ist hingegen unbestritten.
Der Türsteher erschien nicht zur Verhandlung, gegen ihn läuft ein eigenes Verfahren wegen Körperverletzung. In seiner Polizeiaussage berichtet er von rassistischen Beschimpfungen, nachdem er die Frauen aufgefordert hatte, mit den Gläsern reinzugehen.
Eine 16-jährige Zeugin bestätigte, dass er freundlich geblieben sei – und dass sie rassistische Beleidigungen gehört habe. Nach ihrer Aussage wurde sie von der 64-Jährigen scharf angegangen: "Warum lügst du?" Der Richter griff ein und mahnte die Angeklagte.
Am Ende forderten die Verteidiger einen Freispruch. Der Richter gab nur der 64-Jährigen recht: Die Beleidigungen seien nicht zweifelsfrei feststellbar. Für die 60-Jährige setzte es hingegen eine Geldstrafe von 400 Euro – 80 Tagessätze zu je 5 Euro.
"Dass dort rassistisch gesprochen wurde, ist 100 Prozent der Fall", wird der Richter in der "Kleinen Zeitung" zitiert. "Alle Zeugen sagen, dass die Frau, die zu Boden gedrückt wurde, den Türsteher rassistisch beschimpft hat. Was die drei Zeuginnen gesagt haben, ist nachvollziehbar."
Noch während des Prozesses flossen Tränen. Nach dem Urteil war die 60-jährige Frau völlig aufgelöst – rechtskräftig ist das Urteil noch nicht.
