Die WM-Entscheidung in der Formel 1 steht vor der Tür. Am Sonntag steigt in Abu Dhabi der letzte Grand Prix der Saison. Mit den McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri, sowie Red-Bull-Fahrer Max Verstappen können noch drei Fahrer den WM-Thron erringen. Norris nimmt den Vorsprung von zwölf Zählern auf Vierfach-Champion Verstappen und 16 Zähler auf seinen Teamkollegen mit ins letzte Rennen der Saison.
Dabei hätten es auch zwei Zähler weniger sein können. Denn WM-Leader Norris zog erst in der vorletzten Rennrunde an Mercedes-Pilot Andrea Kimi Antonelli vorbei – ein zunächst überraschendes Überholmanöver, hatte der Italiener den Briten doch in Schach gehalten. Der 19-Jährige machte einen Fehler und verlor vier Sekunden. Das nützte Norris, um an ihm vorbeizugehen.
Das wiederum hatte die Red-Bull-Riege zunächst auf die Palme gebracht. Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase funkte unmittelbar nach Verstappens Zieldurchfahrt: "Es hat so ausgesehen, als wäre er einfach rübergefahren und hätte Norris durchgelassen." Red Bulls Motorsportberater Marko stieß ins selbe Horn. "Die zwölf Punkte Rückstand sind dank Antonelli, der zweimal richtig schön zur Seite gefahren ist", so der Grazer im "ORF".
Marko meinte damit das Überholmanöver von Piastri gegen Antonelli, ohne Gegenwehr des Italieners und eben die Szene mit Norris in der vorletzten Runde. "Wie kann man so hirnlos sein, so etwas zu sagen?", fragte Mercedes-Boss Toto Wolff dann. Red Bull und Marko ruderten mittlerweile zurück. Der Red-Bull-Berater entschuldigte sich.
Auch, weil die Aussagen aus dem Bullen-Stall Folgen für Antonelli hatten. Der Italiener wurde in sozialen Netzwerken übel angefeindet – bis hin zu Morddrohungen. "Marko hat keine Ahnung, was da gerade los ist. Er war da auch sehr besorgt. 'Mensch, um Himmels Willen. Das darf nicht sein, das kann nicht sein'", erzählte der ehemalige Formel-1-Pilot und jetzige "Sky"-Experte Ralf Schumacher im Podcast "Backstage Boxengasse" über ein Telefonat mit dem 82-Jährigen.
Marko habe sich die entscheidenden Szenen noch einmal angesehen, schilderte der Bruder von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher vom Gespräch mit dem Red-Bull-Mann. "Beim ersten Mal hätte er mehr verteidigen können", habe Marko über das Piastri-Manöver vor Kurve eins gesagt. Auch Schumacher selbst habe dies im Live-Kommentar so angesprochen. "Er wusste zu diesem Zeitpunkt, dass er ihn nicht halten kann. Das war sehr clever", so der Ex-Pilot. Bei der Norris-Jagd auf den 19-Jährigen hätten bei Antonelli die Reifen stark abgebaut, sei der Italiener womöglich auch müde geworden. "Ich finde es super, dass Dr. Marko das so erkennt", so der 50-Jährige.
Schumacher selbst hofft nun, dass sich die Wogen glätten. "Das geht gar nicht. Wir müssen da aktiv dafür werben, dass das endlich aufhört", so der Deutsche über die üblen Nachrichten an Antonelli.