Die Wirtschaft in Österreich kommt einfach nicht wirklich in Schwung. Die anhaltende Flaute, immer mehr Arbeitslose und die hohe Teuerung treiben die Schwarzarbeit weiter in die Höhe. Im Oktober ist die Zahl der Menschen ohne Job erneut gestiegen, jetzt sind es schon 7,2 Prozent im ganzen Land. Wie der ORF nun berichtet, wird auch 2025 mit einem weiteren Anstieg bei der Schwarzarbeit gerechnet.
Im Vorjahr lag der Anteil der Schwarzarbeit noch bei 7,8 Prozent vom offiziellen Bruttoinlandsprodukt. Wirtschaftsprofessor Schneider erwartet heuer einen Sprung auf 8,1 Prozent. Das heißt: Über 40,7 Milliarden Euro wechseln am Fiskus vorbei die Besitzer.
"Wenn Menschen arbeitslos werden, versuchen sie in der Regel den Einkommensverlust zu kompensieren, indem sie zusätzlich schwarzarbeiten. Da die Arbeitslosigkeit heuer stark gestiegen ist, wird es auch weiter einen kräftigen Anstieg bei der Schwarzarbeit geben", sagt Schneider im ORF.
Wie viel wirklich im Pfusch verdient wird, sei schwer zu sagen. Schneider schätzt die Entwicklung jedes Jahr am Institut für Bankwirtschaft in Linz. Er zählt zu den wichtigsten Experten beim Thema Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung. Weil viele natürlich nichts zugeben, gibt es bei den Berechnungen eine große Dunkelziffer.
Schneider schätzt, dass dem Staat jährlich zwischen zwei und 3,5 Milliarden Euro an Steuern und Sozialbeiträgen entgehen. "Das darf so nicht weitergehen", sagt ÖGK-Obmann Andreas Huss.
"Ich habe bereits gefordert, dass wir innerhalb der ÖGK die Zahl der Beitragsprüferinnen und -prüfer von 250 auf 350 erhöhen. Denn wir sehen, dass jeder Prüfer ein Prüfergebnis von 1,1 Millionen Euro im Jahr bringt. Mit mehr Prüfern könnten wir also natürlich noch ein höheres Prüfergebnis erzielen und so die Verluste eindämmen", so Huss.
Die Finanzpolizei hat derzeit 440 Mitarbeiter im Einsatz. 2024 wurden 1.236 Betriebe kontrolliert. Bis Ende 2025 sollen es rund 1.300 Kontrollen werden.
"Die ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler müssen vor Schmutzkonkurrenz geschützt werden. Der Kampf gegen Steuerbetrug auf allen Ebenen und in allen Facetten ist eine Frage der Gerechtigkeit. Daher legen wir noch mehr Augenmerk darauf, verstärkt in Branchen, die schon bisher negativ aufgefallen sind. Und vor allem dann, wenn Unternehmen versuchen, sich unrechtmäßig Vorteile zu verschaffen", sagt Finanzminister Markus Marterbauer laut ORF. Ein Maßnahmenpaket gegen Steuerbetrug sei derzeit in Verhandlung.
Ob die Strafen verschärft werden, ist noch offen. Für Huss wäre das aber dringend nötig. "Wenn ich früher auf einer Baustelle bei einer Prüfung zum Beispiel 20 illegale Beschäftigte festgestellt habe, war es so, dass der Dienstgeber für jeden einzelnen Fall eine Strafe zahlen musste. In der letzten Regierung wurde dieses Kumulationsprinzip aber abgeschafft. Das heißt: jetzt gibt es nur noch eine einzige Strafsumme, egal ob ein Mitarbeiter oder 30 Mitarbeiter betroffen sind, und das ist natürlich nicht abschreckend."
Huss will daher höhere Strafen bei Lohn- und Sozialdumping, Unterentlohnung und illegaler Beschäftigung. Derzeit reicht das Strafmaß von Verwaltungsstrafen bis zu Freiheitsstrafen. Je nach Schwere kann das von ein paar hundert Euro bis zu 5.000 Euro im Wiederholungsfall gehen.
Mehr Kontrollen und höhere Strafen allein reichen laut Experten aber nicht. "Ich bin sehr skeptisch, dass das Instrument der Strafen ausreicht, damit weniger gepfuscht wird. Es wäre auch nicht effizient, so viel mehr Prüfer einzustellen, dass die Schwarzarbeit wirklich deutlich eingedämmt wird", sagt Schneider. "Sie können ja nicht in jeden Haushalt einen Prüfer stellen."
Stattdessen sollte es Anreize geben, ehrlich zu arbeiten. Schneider schlägt vor, den Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr wieder einzuführen. Auch eine Senkung der Lohnnebenkosten wäre sinnvoll.
Am meisten wird beim Bauen und in Handwerksbetrieben gepfuscht. 2024 wurden in diesem Bereich laut Schneider 15,9 Millionen Euro umgesetzt. Gleich danach kommen Dienstleistungen wie Nachhilfe, Reinigung oder Babysitten.
Die Steuerverluste halten sich aber in Grenzen, weil das Geld aus dem Pfusch zu 85 Prozent gleich wieder ausgegeben wird. "Wer pfuschen geht, macht das im Normalfall nicht, weil er Geld sparen will, sondern weil er es für sein tägliches Leben braucht." Die Wirtschaft profitiert also trotzdem.
Für 2026 erwarten die Wirtschaftsforscher einen leichten Rückgang der Schwarzarbeit. Das WIFO und das IHS rechnen mit einem kleinen Wirtschaftswachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent und dem Ende der Rezession. Das könnte die Schattenwirtschaft etwas bremsen.
Gleichzeitig könnten aber neue Sparmaßnahmen der Regierung dazu führen, dass der Pfusch für viele auch 2026 interessant bleibt. "Dafür muss man sich aber genau ansehen, welche Sparmaßnahmen gesetzt werden. Wenn natürlich massiv bei den Haushalten eingespart wird, werden die Menschen versuchen, das durch Schwarzarbeit wieder auszugleichen", sagt der Linzer Experte. Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist.