Iran setzt im Krieg gegen Israel nicht nur auf Raketen und Drohnen – sondern auch auf Einschüchterung. Dabei macht er sich auch europäische Kriminelle zunutze.
Das Regime bestellt Angriffe und Attacken auf israelische Ziele – ausgeführt werden die Aufträge von schwedischen Gangs. Das bestätigen der schwedische Nachrichtendienst und auch eine neue Recherche des schwedischen Fernsehens SVT.
Im Herbst 2023 eskalierte ein blutiger Bandenkrieg innerhalb der als "Foxtrot" bekannten Gang aus dem Raum Stockholm. Die Ganganführer Rawa Majid und Ismail Abdo wurden zu Erzfeinden, nachdem ersterer Abdos Mutter (58) in ihrem Zuhause erschießen ließ. Die Gang entzweite sich.
Um sich vor Racheakten von Abdos neuer Gang zu schützen, floh Majid zuerst in die Türkei und dann in den Iran. Dort soll der 38-Jährige – Codename "kurdischer Fuchs" – von iranischen Behörden festgenommen und vor ein Ultimatum gestellt worden sein, wie Quellen auf beiden Seiten des Gangkonflikts sagen: Die Bedingung für Majids Freilassung und seinen Schutz im Iran sei, dass er mit seinem kriminellen Netzwerk gegen die Feinde des iranischen Regimes vorgehe.
"Rawa hilft dem Iran, zionistische Botschaften und Unternehmen in die Luft zu sprengen und zu beschießen", erklärt eine gang-interne Quelle. "Er hat nichts zu verlieren, weil er nirgendwo hingehen kann." SVT konnte sieben geplante oder durchgeführte Angriffe auf israelische Botschaften in Stockholm, Kopenhagen und Brüssel im Jahr 2024 dem Konto von Foxtrot zuschreiben.
Auch das abgesplitterte kriminelle Netzwerk von Ismail Abdo soll von Iran unter Druck gesetzt worden sein, Feinde des Regimes anzugreifen. Das berichten zumindest Schlüsselfiguren der Foxtrot-Rivalen. Die Ziele seien exil-iranische Journalisten des Fernsehsenders "Iran International TV", die "in die Luft gesprengt oder getötet" werden sollen, aber auch "alles, was mit Israel zu tun hat".
Insider der Abdo-Seite erzählen: "Es gibt 'Jobangebote' in Deutschland, Belgien und in Großbritannien – überall. Sie benutzen uns als politische Schachfiguren." Abdos Gang behauptet, sich gegen die Aufforderungen aus Iran zu weigern – man wolle zusätzlich zum Konflikt mit Foxtrot nicht auch noch einen "Krieg gegen Israel" beginnen.
SVT kontaktierte beide Ganganführer – nur von Rawa Majid erhielt die Redaktion eine Rückmeldung: "Hier ist meine Antwort: Haltet die Klappe", richtete dieser aus.
Laut der iranischen Botschaft in Schweden weist Teheran "jede Beteiligung an solchen Handlungen entschieden zurück". Alle Anschuldigungen zielten darauf ab, "den Ruf der Islamischen Republik Iran zu schädigen, 'Iranophobie' zu fördern und eine negative Atmosphäre in den Beziehungen Teherans zu anderen Ländern, insbesondere Europa, zu schaffen", heißt es gegenüber SVT.