Ein großer Fall von Menschenhandel mit 146 Opfern konnte von der Berner Kantonspolizei aufgedeckt werden. Dabei sollen fünf Tatverdächtige chinesische Frauen in die Schweiz gelockt haben, um sie für Sexarbeit auszubeuten. Wie am Montag bekannt wurde, soll der Fall demnächst zur Anklage kommen.
Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, wurden die Frauen in Privatwohnungen untergebracht, die sie kaum je verlassen konnten. Die Hälfte ihres Entgeltes mussten sie an die mutmaßlichen Täter abgeben, mit dem Rest mussten sie Schulden bei den Verdächtigen abtragen und für ihren Lebensunterhalt aufkommen.
Reto Waldmeier, Chef Spezialfahndung 4 der Berner Kantonspolizei, berichtet, es sei eine große Herausforderung, Menschenhandel überhaupt zu erkennen, da viele Opfer keine physischen Spuren aufweisen oder sich nicht von sich aus an die Polizei wenden würden.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Opfer hätten im Ausland noch schlimmere Erfahrungen gemacht oder fürchten, mit einer Anzeige ihre einzige Einnahmequelle zu verlieren, mit der sie ihre Familien in der Heimat unterstützten.
Laut Generalstaatsanwältin Annatina Schultz kam es im Kanton Bern seit 2008 zu insgesamt 41 Verurteilungen wegen Menschenhandels. Die meisten Fälle betrafen sexuelle Ausbeutung, aber auch Ausbeutung in anderen Bereichen wie Landwirtschaft, Bau oder Haushalt.