"Wir werden in den Nachtstunden täglich von Lovern heraus geläutet", klagt Thomas R. (Name geändert) gegenüber "Heute". Der 66-Jährige ist seit drei Jahren in Pension. "Ich rufe mittlerweile Woche für Woche bei der Polizei an", sagt der Niederösterreicher, der sein Leben seit rund eineinhalb Jahren auf den Kopf gestellt sieht, weil, wie er sagt, Freier seine Nachbarin besuchen.
„Täglich Fremde vor unserer Tür, Zigaretten, Mist und benutzte Gummis, die herumliegen. Das kann doch nicht so weitergehen!“Thomas R.Pensionist im Umland von Krems
"Teilweise sind wir über Nacht ausgezogen, um anderswo ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Aber meine Frau ist schwer krank. Sie hat Osteoporose und kann aufgrund einer Arthrose kaum gehen. Jetzt kam auch noch ein Beckenriss hinzu", sagt R. verzweifelt.
"Oft pumpert es um halb zwei in der Nacht plötzlich los", erzählt der Pensionist: "Dann beginnt die Party. Die Nachbarin hat wieder ihre Musikanlage aufgedreht." Cannabisgeruch und Bassdruck bis Sonnenaufgang. Er habe schon so oft an die Tür gehämmert – hoffnungslos.
„Scheint eine nette Österreicherin zu sein. Laut Profil 50 € für 30 Minuten.“Forum-UserAuf Internet-Plattform
"Wir wollen doch hier nur in Ruhe wohnen", klagt der Pensionist und fragt dann: "Wozu haben wir eine Eigentumswohnung angeschafft, wenn uns hier das Leben zur Hölle gemacht wird?" In der kleinen Gemeinde im Umland von Krems, wo R. und seine Frau wohnen, würden bereits Gerüchte die Runde machen.
Die "Heute"-Recherche zeigt auch regen Austausch unter Männern, die sich schon vor zwei Jahren in Foren über die Aktualität von Kontaktanzeigen der jungen Frau unterhalten haben. So schreibt etwa ein Freier, der seit 2015 Foren-Mitglied ist, im Herbst 2023:
"Ich besuche heute die Nina (Name geändert). Habe ihr auf (...) geschrieben und sie auch auf (...) gefunden. Scheint eine nette Österreicherin zu sein. Laut Profil 50 € für 30 min. (...) Hat von euch schon jemand Erfahrung?"
"Hab die Nina vor circa drei Wochen besucht. Typ nettes Mädel von nebenan", befindet ein anderer User. Ein weiteres Forenmitglied ist verunsichert: "Das Profilbild zeigt einen Mann, ist die Nummer wirklich die Richtige, die auf (...) angegeben ist?", fragt er und wird gleich darauf beruhigt: "Schreibst halt dem netten Harry (Name geändert) mal eine Nachricht, dann bekommst du die Nummer von der Nina und kannst dir mit ihr was ausmachen. Also für mich war's OK bei ihr", befindet der Kommentator.
"Wohnung schmutzig! (...) Wiederholungsgefahr 0 %", schreibt ein anderer Mann. Über Seiten geht die Kommunikation. Dutzende Männer beraten über die Qualität der Dienstleistungen, die direkt neben der Wohnung von Thomas R. stattfinden.
Die Foreneinträge hat dieser auch schon gesehen: "Das ist doch Wahnsinn", klagt R. und erzählt: "Der besagte Harry wohnt mittlerweile bei ihr. Er dürfte ihr Zuhälter sein."
Minutiös habe er sogar die einzelnen Kfz-Kennzeichen der nächtlichen Besucher notiert, eine Anzeige bei der Polizei gemacht, erzählt der aufgebrachte Pensionist. Dann habe er eine Einladung auf das Gemeindeamt bekommen – eine Unterredung mit dem Bürgermeister und Vertretern der Polizei.
R. sei dort richtig gemaßregelt worden: "Man hat mir zu verstehen, dass die Frau staatliche Zuwendungen erhält, weil sie wegen der Folgen ihrer Drogensucht nicht arbeitsfähig ist", sagt er. Dann hebt sich seine Stimme: "Ich gehe bis zum Peter Resetarits, zum Bürgeranwalt! Das sage ich Ihnen, ich lasse mir das nicht gefallen!"
"Heute" hat in der betreffenden Gemeinde nachgefragt, aber vom Bürgermeister keine Stellungnahme bekommen, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Auch die Polizei hält sich bedeckt. Die Hausverwaltung von Thomas R. möchte ihren Anwalt konsultieren, bevor sie etwas sagt.
Endlich, nach einer Reihe von Telefonaten, meldet sich die Bezirkshauptmannschaft Krems. Günter Stöger, der Bezirkshauptmann selbst, ist am Apparat: "Guten Tag. Ja, wir haben eine Anzeige vorliegen", tönt es durch die Leitung. "Bitte verstehen Sie, wir sind am Erheben. Aber ich darf Ihnen sagen, dass das Gesetz so etwas eigentlich verbietet."
Dann liest Stöger vor: "Wir haben im niederösterreichische Prostitutionsgesetz eine lange Liste, wo Prostitution überall nicht geht. Im Pensionistenheim, im Krankenhaus, auch nicht in Häusern, wo Jugendbetreuungseinrichtungen untergebracht sind …" Wo Prostitution erlaubt sei, das sei oft Auslegungssache, sagt Stöger: "Aber in einem Mehrparteienwohnhaus darf nach diesen gesetzlichen Regeln keine Prostitution stattfinden."
"Heute" möchte von Stöger wissen, wie es nun weiter geht. "Wir werden jetzt den Verfasser der Anzeige kontaktieren", sagt der Bezirkshauptmann und erklärt: "Da es sich um ein Verwaltungsstrafverfahren mit einer potenziellen Übertretung des Gesetzes handelt, brauchen wir aber weitere Details."
Die Gemeinde von Herrn R. habe zu überprüfen, ob denn die Prostitution gemeldet sei. "Aber im Moment sind wir noch nicht so weit. Es kann auch sein, dass wir alles fallen lassen müssen, wenn zu wenige Anhaltspunkte dokumentiert sind."
"Heute" hat Thomas R. mit diesen Neuigkeiten konfrontiert. Der 66-Jährige klingt verzweifelt: "Täglich Fremde vor unserer Tür, Zigaretten, Mist und benutzte Gummis, die herumliegen. Das kann doch nicht so weitergehen. Das muss doch reichen, dass die Zuständigen endlich etwas tun."