Thailand, Argentinien, Namibia – Machu Picchu? In manchen Reisepässen lassen sich nicht nur offizielle Einreisestempel finden, sondern auch solche von bekannten Orten oder Sehenswürdigkeiten. Dabei handelt es sich um sogenannte Souvenir-Stempel, die du an gewissen Destinationen zum Spaß in den Pass bekommst. Klingt erst mal nach einem guten Andenken an die Ferien, könnte aber zu echten Problemen bei der Einreise führen.
Im Netz kursieren zig Geschichten von Reisenden, denen ein Souvenir-Stempel im Reisepass zum Verhängnis geworden ist. Darunter diejenige der Britin Tina Sibley. "Macht euch diese Stempel nicht in euren Reisepass. Sie können euren Pass ungültig machen und die Einreise in andere Länder erschweren", schreibt sie in einem Facebook-Post von 2020.
Denn als sie mit der Fluggesellschaft Qatar Airways für eine Hochzeit nach Thailand fliegen wollte, wurde ihr das Boarding verweigert. Die Begründung der Airline: Die Souvenir-Stempel vom Machu Picchu und dem Vinicunca-Berg in Peru machen ihren britischen Reisepass ungültig und die thailändischen Behörden würden ihr die Einreise verweigern.
In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die britische Botschaft. Doch dort wurde ihr gesagt, dass ihr Reisepass trotz Souvenir-Stempel gültig ist. "Sie sagten mir, ich solle das Qatar Airways erklären oder gegebenenfalls mit einer anderen Fluggesellschaft fliegen", so Sibley laut "Reisereporter". Zurück am Flughafen verweigerten ihr aber sowohl Qatar Airways als auch Emirates nach Rücksprache mit den thailändischen Einwanderungsbehörden den Flug.
Erst als Tina Sibley ein zweites Mal zur britischen Botschaft zurückkehrte, erhielt sie Unterstützung. "Ich durfte einen Notfallpass beantragen und erhielt eine Telefonnummer, die ich anrufen konnte, um die Genehmigung zu beschleunigen", schrieb sie auf Facebook. Am nächsten Tag konnte sie den Notfallpass abholen und endlich nach Thailand fliegen – allerdings habe ihr Qatar Airways 600 Euro für das spätere Boarding berechnet.
Einfach nur Pech gehabt, oder machen Souvenir-Stempel den Reisepass wirklich ungültig? "20 Minuten" hat beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nachgefragt. Und tatsächlich: Ganz unproblematisch sind sie nicht. "Gewisse Länder akzeptieren keine Reisepässe, in welchen nicht amtliche Stempel angebracht wurden", erklärt Mediensprecher Jonas Montani.
Für einen Souvenir-Stempel musst du nicht unbedingt bis nach Machu Picchu reisen – auch Liechtenstein bietet einen solchen an. Nur: Um den in den Pass gestempelt zu bekommen, musst du zahlen. Rund drei Euro kostet er, nur mit dem All-Inclusive-Erlebnispass ist er gratis. Den Stempel gibts in Vaduz im Liechtenstein Center sowie in den Tourist Offices in Malbun und Triesenberg.
Jedes Land erlässt seine Gesetze autonom, also auch jene über die Einreise- und Aufenthaltsvorschriften. "Unter bestimmten Umständen haben die Immigrationsbehörden das Recht, Reisende an der Grenze zurückzuweisen", so Montani. Wir wollen wissen, ob das EDA auch von betroffenen Schweizerinnen und Schweizern Kenntnis habe. "Nein", antwortet Montani. "Die Botschaften und Konsulate erheben keine Informationen über betroffene Schweizer Staatsangehörige und haben auch keine Interventionsmöglichkeiten." Auskunft über die gesetzlichen Bestimmungen erteilen die Botschaften und Konsulate der jeweiligen Zielländer.