Wer nach der Street Parade in Zürich, die jährlich hunderttausende Besucher anzieht, noch ordentlich weiterfeiern will, braucht irgendwo ein Platzerl zum Schlafen. Doch ein Hotel in der Schweiz, noch dazu während einem Groß-Event, kostet ein Vermögen. Da kommt so manchem die Idee: Warum nicht einfach ins Bundesasylzentrum gehen? Dort gibt’s ein Bett – und das sogar kostenlos.
Wie die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet, soll eine Untersuchung des Schweizer Forschungsbüros Ecoplan zeigen, dass immer mehr Leute die Bundesasylzentren genau für diesen Zweck nutzen. Besonders auffällig: An Wochenenden gibt es einen starken Anstieg an Neueintritten, die am Montag schon wieder verschwunden sind.
Laut Ecoplan wurden an Sommerwochenenden im Bundesasylzentrum Zürich bis zu 15 Asylanträge gestellt. Während der Street Parade schoss die Zahl plötzlich auf 75 hinauf. Auch bei den Taylor-Swift-Konzerten gab es einen ähnlichen Boom. Die meisten, die da auftauchen, stammen aus nordafrikanischen Ländern.
Im Jahr 2024 haben 2.337 Menschen einen Asylantrag gestellt und sind dann gleich wieder verschwunden. Besonders oft passiert das in Zürich, wenn die Personen in einen anderen Kanton geschickt werden.
Zwar ist der Peak rund um das Street-Parade-Wochenende mit 75 Asylanträgen statt 15 tatsächlich auffällig. Da es sich bei den Antragsstellern überwiegend um Menschen aus Nordafrika gehandelt habe, ist wohl eher fragwürdig, ob diese für ein Party-Wochenende oder ein Taylor-Swift-Konzert eine tagelange, extrem kostspielige und lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer in Kauf genommen haben, nur um danach wieder nach Hause zu fahren.
Wer in der Schweiz einen Asylantrag stellt, kann sich die Unterkunft nicht frei aussuchen – man wird einer zugewiesen. Die Asylunterkünfte, insbesondere in Zürich, dürfen nachts nicht verlassen werden – was ebenfalls gegen einen Missbrauch als Hotel spricht. Zudem gilt zu bedenken, dass die meisten Besucher der Street-Parade aus Deutschland und anderen EU-Staaten kommen. Bei diesen sicheren Herkunftsländern gibt es keine Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen.
Selbst wenn man aus einem außereruopäischen Land kommt, funktioniert dieser "Trick" bestenfalls ein Mal – danach ist man im Asylsystem registriert und kann nach dem "Untertauchen" kein zweites Mal einen Antrag stellen.
Was steckt also hinter den Anstiegen rund um Massen-Events? Ganz einfach: Die Massen. Rund um solche Großanlässe nutzen womöglich auch Flüchtlinge die Gelegenheit, unbemerkt über die Grenze zu gelangen. Außerdem werden an Wochenenden oft Asylwerber aus überfüllten Zentren in weniger überfüllte transferiert.
Was auch immer der Grund ist: Für einen gewöhnlichen Tagestouristen aus Europa wäre es äußerst schwierig bis unmöglich, als Asylwerber für eine oder mehrere Nächte in der gewünschten Stadt untergebracht zu werden, um nachts Party zu machen.
Dennoch will das Staatssekretariat für Migration (SEM) jetzt härter durchgreifen, erklärte Sprecher Samuel Wyss gegenüber CH Media. Zum einen gibt es ein neues 24-Stunden-Verfahren für Asylsuchende aus Nordafrika. Zum anderen werden jetzt auch in der Nacht und am Wochenende Fingerabdrücke genommen. So kann niemand mehr einfach so im Asylzentrum schlafen, ohne erfasst zu werden.
Demnächst soll auch ein Vorverfahren eingeführt werden. Damit wird schon vor dem eigentlichen Antrag geprüft, ob jemand überhaupt ein Recht auf einen Asylantrag hat.