Tierische Studie

Forscher beweisen: "Wölfe nehmen sofort Reißaus"

Wölfe meiden Menschen aus Angst und werden dadurch nachtaktiv – selbst in Schutzgebieten, wie eine internationale Studie nun zeigt.
Heute Tierisch
03.10.2025, 06:39
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Ein internationales Team rund um die Wildtierökologin Liana Zanette von der Western University in Kanada hat Wölfe in einem riesigen Gebiet in Polen beobachtet. Mit versteckten Kamera-Lautsprecher-Systemen wurde aufgezeichnet, wie die Tiere auf verschiedene Geräusche reagieren – darunter Hundegebell, ruhige menschliche Stimmen und zum Vergleich auch Vogelrufe.

Das Ergebnis ist deutlich: Wölfe ergreifen beim Klang von menschlichen Stimmen mehr als doppelt so oft die Flucht und verlassen den Platz rund doppelt so schnell wie bei harmlosen Naturgeräuschen. Auch Beutetiere wie Wildschweine und Rehe zeigen eine ähnlich starke Reaktion auf menschliche Stimmen.

„Wölfe sind nicht die Ausnahme, wenn es darum geht, Angst vor Menschen zu haben – und sie haben allen Grund dazu“
Liana ZanetteWildtierökologin

Menschen töten weltweit große Raubtiere wie Wölfe laut Studie im Schnitt neunmal häufiger, als diese auf natürliche Weise sterben würden. Daher spricht man unter Biologen sogar vom Menschen als einem "Superräuber".

Viel nachtaktiver

Die Angst vor dem Menschen hat Folgen: Die Studie, die im Fachjournal "Current Biology" erschienen ist, zeigt, dass diese Furcht das Verhalten der Wölfe stark beeinflusst – besonders ihren Tag-Nacht-Rhythmus. In dem untersuchten Gebiet, wo Wölfe streng geschützt sind, waren die Tiere fast fünfmal so nachtaktiv wie der Mensch.

Diese starke Verlagerung in die Nacht ist kein Einzelfall, sondern ein weltweites Muster: Überall dort, wo Menschen leben, sind Wölfe vor allem nachts unterwegs. Die Untersuchung wurde in der Tucheler Heide (polnisch Bory Tucholskie) im Norden Polens durchgeführt, einer großen Wald- und Heidelandschaft.

Wölfe verlieren ihre Scheu nicht!

Für Wölfe – wie für alle Tiere – geht es beim Fressen immer um die Frage: "Wie komme ich an Futter, ohne selbst zur Beute zu werden?", erklärt Zanette. Dieses ständige Abwägen von Risiko und Belohnung ist der Schlüssel, um Mensch-Tier-Konflikte zu verstehen.

Trotz strengem Schutz sind Wölfe nicht automatisch sicher vor dem Menschen. Zanette weist darauf hin, dass in manchen EU-Ländern wie Frankreich unter bestimmten Bedingungen bis zu rund 20 Prozent der Wolfspopulation pro Jahr abgeschossen werden dürfen. Trotzdem wird immer wieder behauptet, dass Wölfe durch Schutzmaßnahmen ihre natürliche Scheu verlieren – das bestätigen die aktuellen Daten aber nicht. Die Beobachtungen zeigen: Selbst dort, wo Wölfe streng geschützt sind, gehen sie Menschen bewusst aus dem Weg.

Wenn sich Wölfe in die Nähe von Siedlungen wagen oder auf Nahrungssuche in Dörfer kommen, sind sie laut dem Forschungsteam nicht mutig, sondern schlicht hungrig – und werden durch den Geruch oder die Verfügbarkeit von Lebensmitteln angelockt. "Die Lösung liegt darin, ihnen keinen Zugang zu unserem Essen zu geben – sei es in Form von Abfällen oder ungeschütztem Vieh", so Zanette. Nur so lassen sich Konflikte auf Dauer vermeiden.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 03.10.2025, 09:40, 03.10.2025, 06:39
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