Böse Zungen könnten behaupten, dass die Tierschutzvereine sowieso keine andere Meinung gelten lassen als die eigene, aber wenn sie auf wissenschaftlichen Studien und Lösungen basiert, ist das Gegenüber nun einmal entkräftet.
Dies ist auch bei der ewigen Wolfsdebatte Thema, denn alle begrüßenden Ansätze der letzten Jahre werden politisch meist mit Angst und Hetzte kommentiert. Warum? Weil der Wolf für ein paar wenige "unangenehm" ist? Der Wold Wide Fund for Nature (WWF) punktet mit einem völlig neutralen und wissenschaftlich bestätigten Faktencheck zum Isegrim.
„Statt Ängste zu schüren und die sinnlose Abschuss-Politik zu intensivieren, müssen die Bundesländer endlich wissenschaftlich gedeckte Lösungen verfolgen. Das heißt: fundiertes Monitoring und Herdenschutz, der an die jeweiligen Bedingungen in der Region angepasst wird“Christian PichlerWWF-Experte
Genügend Beispiele aus anderen Ländern haben schon längst bewiesen, dass fachgerechter Herdenschutz wirkt. In der Schweiz beispielsweise konnte die Zahl der gerissenen Nutztiere pro Wolf um 87 Prozent verhindert werden. Wirksam und nachhaltig wäre auch bei uns die Anstellung von Hirten, ausgebildete Herdenschutzhunde und Elektrozäune eine Offensive, die auch ökologisch einen großen Mehrwert hätte.
"Behirtung, Schutzhunde, mobile Zäune, Nachtpferche und Beratung bieten den besten Schutz für Weidetiere. Pauschale Abschüsse können hingegen kontraproduktiv wirken. Denn als ‚Gesundheitspolizist‘ erfüllt der Wolf wichtige Funktionen in der Natur. Die heimischen Beutegreifer leisten einen natürlichen Beitrag zur Artenvielfalt. Sie verhindern die Ausbreitung von Krankheiten, halten das Wild fit und können im Idealfall auch die wichtigen Schutzwälder stärken, indem sie zu hohe Wildbestände reduzieren.
Traurige Bilanz:
Trotz ihrer Wichtigkeit für die heimischen Ökosysteme sind Abschüsse die häufigste Todesursache für Wölfe in Österreich. Allein heuer wurden bereits acht Wölfe per Verordnung getötet. Im Jahr 2024 waren es 13 Tiere. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2024 zwei Tiere geschossen, obwohl dort mit 209 Rudeln und 46 Paaren rund 30-mal mehr Wölfe mit fixem Revier leben als in Österreich
Auch wenn es die Politiker irgendwie geschafft haben, den Schutzstatus des Wolfes in Österreich Mitte Juli herabzustufen, wird eines gern vergessen: Er darf "nur" geschossen werden, wenn der Erhaltungszustand der Art günstig ist. Bei neun Rudeln im ganzen Land ist es nur offensichtlich, dass dieses Kriterium für den Abschuss NICHT erfüllt wird.
Eine reguläre Bejagung des Wolfs ist daher weiterhin ausgeschlossen, was auch der Europäische Gerichtshof im Juli 2024 ausdrücklich bestätigt hat. "Die angekündigten Pläne diverser Bundesländer, ihre Abschuss-Politik weiter zu lockern, entbehren somit jeder rechtlichen Grundlage", sagt Christian Pichler vom WWF. Anstatt den europäischen Naturschutz weiter auszuhöhlen, fordert der WWF mehr Einsatz für die heimischen Ökosysteme.
Allein in Österreich sind bereits über 80 Prozent der europarechtlich geschützten Arten und Lebensräume in keinem günstigen Erhaltungszustand. Naturzerstörung, Ressourcenausbeutung, die Klimakrise und Umweltverschmutzung erhöhen den Druck zusätzlich.