Tierischer Leak

Tierschutz Austria warnt vor politischer Täuschung

Politiker aus zumindest drei Bundesländern möchten angeblich über die Wahrheit des Wolfes in Österreich hinwegtäuschen.
25.07.2025, 12:32
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Tierfreunde sind fassungslos, denn der aktuelle Statusbericht 2024 zeigt deutlich, dass lediglich vier reproduzierende Wolfsrudel in Österreich leben und man hier nicht einmal mit viel Fantasie von einer "stabilen Population" oder einem "günstigen Erhaltungszustand" sprechen kann. An der "Fantasie" mangelt es aber anscheinend den Politikern der Bundesländer Tirol, Vorarlberg und Kärnten allerdings nicht, denn diese möchten sich bei der Ländersitzung am 29. Juli 2025 darauf einigen, den Wolf endlich legitim bejagen zu lassen. Zumindest sei dies kürzlich durchgesickert.

Tierschutz Austria warnt jetzt vor einem artenschutzrechtlichen Skandal, der wissenschaftliche Fakten ignoriert und Vorgaben der EU einfach vortäuscht und schickt seine Juristin ins Rennen.

„Was hier geplant wird, ist kein Kavaliersdelikt – es ist ein politischer Täuschungsversuch auf Kosten des Artenschutzrechts“
Michaela LehnerJuristin und Leiterin der Stabstelle Recht bei Tierschutz Austria

Nicht mal annähernd

Der oben erwähnte "günstige Erhaltungszustand", der Wolfsabschüsse rechtfertigen würde, ist im EU-Recht an klare, wissenschaftliche Kriterien gebunden, die in Österreich nicht einmal annähernd erfüllt sind.

"Wissenschaftliche Daten werden ignoriert, eigene Fachstellen übergangen – und das alles, um entgegen der geltenden Rechtslage künftig noch mehr Abschüsse zu ermöglichen. Dabei hat Österreich in zwei Jahren mehr Wölfe getötet, als Deutschland in zwanzig Jahren", ärgert sich die Anwältin und erklärt weiter: "Solange Österreich kein funktionierendes Monitoring hat, gibt es keine rechtlich haltbare Grundlage für die Bewertung des Erhaltungszustands – weder beim Wolf noch bei anderen Arten".

Wolf und Artenschutz zum politischen Opfer degradiert

Hochgekocht ist die Debatte, da EU-Mitgliedstaaten der Europäischen Kommission alle sechs Jahre einen sogenannten FFH-Bericht über den Erhaltungszustand ihrer geschützten Arten und Lebensräume vorlegen müssen. Ein aktueller FFH-Bericht wird noch gerade ausgearbeitet, obwohl er nächste Woche abgegeben werden müsste.

Die Auswertung sollte eigentlich auf Grundlagen eines wissenschaftlich abgesicherten Monitorings erstellt werden, welches in Österreich für den Wolf und viele andere Arten in den Kinderschuhen steckt und zu wenig aussagekräftig ist.

Der Europäische Gerichtshof war aber mit seinen Kriterien dazu sehr klar und betont auch, dass der "günstige Erhaltungszustand" ausschließlich auf Basis objektiver Kriterien festgestellt werden darf und zu keinem Zeitpunkt eine politische Entscheidung sei. Folgende Punkte müssten also mit "ja" beantwortet werden können:

- ausreichend viele, reproduzierende Rudel;

- ein stabiles und möglichst wachsendes Verbreitungsgebiet;

- geeignete Lebensräume in ausreichender Größe;

- ein standardisiertes, langfristiges Monitoring;

In keinem dieser Punkte erfüllt Österreich die Anforderungen – und trotzdem droht die politisch motivierte Erklärung für mehr legitime Abschüsse.

„Wer europäisches Recht aushebelt, um Populismus auf Kosten geschützter Tiere zu betreiben, gefährdet die Glaubwürdigkeit unseres Rechtsstaats – und das Vertrauen der Bevölkerung in die Umweltpolitik“
Leona FuxBiologin und Artenschutzexpertin bei Tierschutz Austria

Nicht nur der Wolf betroffen

Was derzeit mit dem Wolf geschieht, ist nur die Spitze des Eisbergs: Der FFH-Bericht bewertet Hunderte Tier-, Pflanzenarten und Lebensräume – ihre Bewertung hat direkte Auswirkungen auf Schutzmaßnahmen, Förderprogramme und rechtliche Spielräume. "Wird der FFH-Bericht zur politischen Verhandlungsmasse, stehen ganze Ökosysteme zur Disposition", so Fux abschließend.

{title && {title} } tine,red, {title && {title} } Akt. 25.07.2025, 14:07, 25.07.2025, 12:32
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