Wer darf sein Blut spenden – und wer nicht? Susanne Süßner, medizinische Direktorin der Blutzentrale Linz, klärt im "Heute"-Check auf.
"Heute", iStock
Alle 90 Sekunden braucht ein Spital in Österreich eine Blutkonserve – das sind fast 1.000 am Tag. Doch wenn wie jetzt Sonnencreme und Urlaubspläne bei vielen hoch im Kurs stehen, ist die Bereitschaft zum Spenden eher im Keller.
Susanne Süßner, medizinische Leiterin der Blutzentrale Linz, weiß: "Es kommt auf jede einzelne Blutspende an." Denn: Nur rund vier Prozent der Oberösterreicher spenden regelmäßig – viele halten sich noch zurück. Und das oft wegen falscher Vorstellungen: Tut das weh? Darf ich mit Tattoo? Und was ist, wenn ich gerade krank war?
2011 gibt Fußball-Star Cristiano Ronaldo ein Interview zum Thema Blutspenden – und löst damit einen Mythos aus: Er erklärt, dass er sich keine Tattoos stechen lassen möchte, um weiter Blut spenden zu können. Seitdem kursiert das Gerücht: Wer ein Tattoo hat, darf nicht mehr.
Das stimmt so aber gar nicht: "Natürlich dürfen Tätowierte Blut spenden. Wenn es in einer medizinischen Einrichtung war sofort und sonst haben sie eine gewisse Wartezeit", erklärt Süßner. Konkret musst du wegen der Infektionsgefahr nach dem Tattoo-Termin vier Monate Pause machen.
2
Blutspenden ist ungesund
"Blutspenden ist auf keinen Fall ungesund", beruhigt Süßner. "Vor allem, wenn man vorher ausreichend gegessen und getrunken hat." Vor der Spende wird außerdem ein Fragebogen ausgefüllt – bestehen bei dir irgendwelche dramatischen Risikofaktoren, wird dich der Arzt nicht spenden lassen.
Tatsächlich gibt es sogar einen gratis Gesundheits-Check on Top. Jede Spende wird nämlich auf bestimmte Infektionserreger untersucht. Außerdem werden der Blutdruck und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Ist bei der Untersuchung irgendetwas auffällig oder weichen die Werte von der Norm ab, wirst du sofort darüber informiert.
3
Nach der Spende hat man nicht mehr genug Blut
Auch das ist falsch: "Es wird nicht einmal ein halber Liter abgenommen, das kann man leicht verkraften." Zum Vergleich: Ein Erwachsener hat rund 4,5 bis sechs Liter Blut im Körper. Die knapp 500 Milliliter werden vom Körper in wenigen Tagen nachproduziert.
4
Blut kann künstlich hergestellt werden
Leider falsch: "Es wird zwar geforscht, in absehbarer Zeit wird es aber nicht möglich sein, Blut künstlich herzustellen." Bis jetzt ist echtes Blut durch nichts ersetzbar. Kurios: Kokoswasser war z.B. während des zweiten Weltkriegs ein Notfalltrick – das ähnelt nämlich dem Blutplasma.
Die synthetische Herstellung von Plasma oder Vollblut ist aber noch keinem Forscher-Team auf der ganzen Welt gelungen. Bis dahin ist Spenden irrsinnig wichtig. Denn: ohne Spender – keine Blutpräparate.
5
Nach einer Erkältung darf man monatelang nicht spenden
"Es ist immer abhängig von der Schwere des Infektes", so Süßner. Auch wichtig: Hat man Antibiotika genommen oder nicht. Von einer monatelangen Pause kann aber nicht die Rede sein: Die Wartezeit liegt nach einer Erkältung zwischen sieben Tagen und vier Wochen.
6
Nur Männer dürfen Blutspenden
"Das ist auf jeden Fall ein Mythos", schmunzelt die medizinische Direktorin. Ist aber nicht komplett aus der Luft gegriffen. Denn: Männer dürfen öfter auf der Liege Platz nehmen. Warum? "Das hängt vom Eisenmangel ab, den Frauen wegen der Menstruation oft haben oder haben könnten."
Konkret können Männer bis zu viermal pro Jahr Vollblut spenden – Frauen bis zu dreimal.
7
Blutspenden tut weh
Viele zittern vor der Nadel wie vorm Zahnarztbesuch – das ist aber völlig unbegründet: "Es ist wirklich nur ein ganz kleiner Pieks, es tut gar nicht weh", schmunzelt Süßner. Bei der Angst spiele sich viel nur im Kopf ab. Der Stich beim Blutspenden ist nicht schlimmer als jener einer Mücke mit Ansage. Dauert nur ein paar Sekunden, dann läuft das Blut ganz von selbst. Und danach gibt es sogar süße Softdrinks, Schokolade oder im Sommer ein Eis.
Eine Blutspende ist nur 42 Tage haltbar – Nachschub wird also laufend gebraucht. Damit Österreich in den Ferien über die Runden kommt, brauche es laut Süßner 15.000 Konserven. Aktuell sind gerade einmal rund 7.000 auf Lager. "Jeder Mensch, der die Ärmel hochkrempelt und Blut spendet, macht den Unterschied", bringt es Rotkreuz-OÖ-Präsident Gottfried Hirz auf den Punkt.
Ein Termin kann ganz einfach hier vereinbart werden.