Im Krankenstand gekündigt

Teilzeitfalle! 30 Stunden gemeldet, 40 gehackelt

Obwohl er Vollzeit wollte, bekam der Wiener einen 30-Stunden-Vertrag. Arbeiten "durfte" er aber 40. Unbezahlt. Als er krank wurde, kam die Kündigung!
Claus Kramsl
28.07.2025, 15:12
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Die von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) angestoßene Debatte um Teilzeit-Arbeit kocht weiter hoch. "Für den wachsenden Trend zur 'Lifestyle-Teilzeit' fehlt mir jegliches Verständnis", ließ der Minister aufhorchen.

Für Gewerkschaftschefin Barbara Teiber (SPÖ) sei das "voll daneben". Sie will Teilzeitbeschäftigte nicht als "Minderleister" hingestellt sehen. Viele – vor allem Frauen – hätten gar keine andere Wahl. Stichwort: Kinderbetreuung.

Fall aus Wien macht fassungslos

Inmitten der aktuellen Teilzeit-Debatte zeigt ein Fall aus Wien, dass auch Männer ohne es zu wollen in die Teilzeitfalle tappen können. Und wie Unternehmen das Modell gezielt zu ihrem Vorteil nutzen – und Beschäftigte dabei leer ausgehen: Thomas K. (Name geändert), ein Staplerfahrer, wurde mit einem Teilzeitvertrag über 30 Wochenstunden angestellt – tatsächlich arbeitete er jedoch Vollzeit, für sein 30-Stunden-Gehalt. Diese Abmachung hatte er mit seinem Chef mündlich getroffen, um den Job zu bekommen.

Als der Wiener krank schließlich wurde, folgte die kalte Dusche: Kündigung per WhatsApp und sofortige Abmeldung bei der Sozialversicherung – ohne Einhaltung der gesetzlichen Fristen.

Teilzeit auf dem Papier – Vollzeit in der Realität

Die Arbeiterkammer (AK) Wien unterstützt Thomas K. nun rechtlich. Gefordert werden unter anderem Kündigungsentschädigung und Nachzahlungen für Überstunden. AK-Chefjurist Ludwig Dvořák sieht in dem Fall ein Muster: "Dieser Fall zeigt, wie viele andere aus unserer Beratungspraxis, dass der Teilzeitwunsch oft nicht von den Arbeitnehmer:innen ausgeht, sondern Unternehmen keine Vollzeit anbieten. Teilzeit wird von Arbeitgebern gerne genutzt, weil sie billiger ist und das Risiko von Auftragsschwankungen auf die Beschäftigten abwälzt", so der Arbeitsrecht-Experte.

„Unternehmen nutzen Teilzeit ganz gezielt, um ihren Profit zu maximieren – auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“
Ludwig DvořákAK-Chefjurist

"Kurz gesagt: Unternehmen nutzen Teilzeit ganz gezielt, um ihren Profit zu maximieren – auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wer Vollzeit attraktiver machen will, soll zuerst einmal Mehrleistungen korrekt bezahlen. Statt Teilzeitbeschäftigte zu diskreditieren, muss es für Arbeitgeber weniger attraktiv werden, Vollzeit- in Teilzeitjobs zu zerteilen", fordert Dvořák.

Für Thomas K. war die Teilzeitfalle kein theoretisches Problem – sondern bittere Realität. Der Fall zeigt: Ohne faire Bezahlung für Mehrarbeit bleibt jede Debatte um Arbeitszeit nur Kosmetik.

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