"Lifestyle-Teilzeit" als Trend

"Nicht mehr arbeiten wollen" – Minister schlägt Alarm

In der losgetretenen Diskussion um Teilzeit in Österreich stellt Minister Hattmannsdorfer klar: Es geht um jene, die nicht mehr arbeiten wollen.
Newsdesk Heute
21.07.2025, 21:01
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ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer hat eine Diskussion um Teilzeit-Arbeit angestoßen, die für viele Reaktionen und Emotionen sorgt. Der Ruf nach einem "Comeback der Leistung" durch mehr Vollzeit beuge gleichzeitig großen Einbußen bei der späteren Pension durch Teilzeit-Arbeit vor, so das Argument. Tatsächlich ist vor allem bei Frauen der Anteil an Teilzeit-Kräften im EU-Vergleich rekordverdächtig hoch: 51,2 Prozent. Betroffene wiederum argumentieren, dass es mit Betreuungspflichten nur so gehe.

Am Montagabend meldete sich Hattmannsdorfer schließlich mit einigen "Gedanken zur aktuellen Diskussion" auf Instagram zu Wort. Und stellte klar: "Ich habe vollstes Verständnis für alle, die Teilzeit arbeiten, weil sie Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder andere Verpflichtungen haben." Was ihm allerdings aufstoße, sei der "Trend zur Lifestyle-Teilzeit": "25 Prozent der Teilzeitbeschäftigten geben offen an, dass sie einfach nicht mehr arbeiten wollen. Um diese Gruppe geht es. Nicht um Menschen mit Betreuungspflichten", so Hattmannsdorfer.

"Das ist ein Problem"

Dass der Trend zur "Lifestyle-Teilzeit" zunehme, "das ist ein Problem – für den Wirtschaftsstandort Österreich, für die Pensionen, für den Arbeitsmarkt und für unseren Wohlstand". Einen funktionierenden Sozialstaat gebe es nur durch wirtschaftliche Stärke, so der Minister, und wirtschaftliche Stärke nur, "wenn viele mit anpacken". Hattmannsdorfer beschwor dabei eine "Renaissance von Leistungsbereitschaft und Wettbewerbsfähigkeit", um den Sozialstaat langfristig zu finanzieren.

"Lifestyle-Teilzeit ist weder solidarisch noch verantwortungsvoll, wenn sie zur gesellschaftlichen Norm wird", so Hattmannsdorfer. Ihm gehe es "nicht ums Verurteilen", aber er glaube, man müsse ehrlich sein: "Leistung ist nicht altmodisch. Sie ist notwendig. Für die eigene Zukunft – und für die unserer Gesellschaft." Zuvor hatte Hattmannsdorfer bei anhaltender "Teilzeit-Mentalität" sogar Kürzungen der Sozialleistungen in den Raum gestellt.

Geteilte Reaktionen

Bei den Koalitionspartnern löste Hattmannsdorfers Position geteilte Reaktionen aus. Während Neos-Sozialsprecher Johannes Gasser den Vorstoß des VP-Ministers begrüßte, blies die SPÖ zum Gegenangriff. "Es gibt keinen Grund, die – vorwiegend weiblichen – Teilzeitbeschäftigten zu kritisieren", so SP-Finanzminister Markus Marterbauer auf Bluesky. Und weiter: "Vielmehr gilt es, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern." Und die Verteilung von Kinderbetreuung & Co. gerechter zwischen Frauen und Männern aufzuteilen.

Auch der Gewerkschaftsbund betonte: Es sei keineswegs Faulheit, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten – der Grund sei vielmehr oft fehlende Kinderbetreuung. Laut Erhebung der Statistik Austria geben tatsächlich knapp 40 % der Frauen an, Teilzeit zu arbeiten, weil sie Betreuungspflichten haben. Bei den Männern sind es 8,1%. Nur rund jeder Vierte (Frauen 25,2 %, Männer 26,8 %) sagt, dass er/sie keinen Vollzeitjob wolle. Genau dieses Viertel sprach Hattmannsdorfer mit seinen Äußerungen an.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 21.07.2025, 21:04, 21.07.2025, 21:01
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