Wer dieser Tage durch Österreich fährt, merkt unweigerlich: Es ist ein wunderschönes Land. Doch selbst am glasklaren Wasser ist die Idylle trotz Nächtigungs-Rekorden getrübt. Die Teuerung beschwert Urlauber wie Betriebe gleichermaßen. Das Plastik-Pfand sorgt in ohnedies schon rabiat temperierten Gegenden für hitzige Stammtisch-Diskussionen. Und die Unternehmen ächzen – neben immer absurder anmutenden Vorschriften (Was macht eigentlich Herr Schellhorn so?) – unter eklatantem Arbeitskräfte-Mangel.
"40 Stunden?", erzählt eine Wirtin am Wörthersee etwa resigniert, "das tut sich doch keiner mehr an". Die Debatte, die Wolfgang Hattmannsdorfer – einer der wenigen Aktivposten dieser Regierung – angestoßen hat, ist richtig und wichtig. Ohne die Ärmel hochzukrempeln, wird dieses Land nicht zurück in die Spur finden. Der Wirtschaftsminister hat recht: Es gibt keinen plausiblen Grund, warum junge, gesunde Menschen ohne Betreuungsverpflichtung nicht Vollzeit arbeiten können. Unsere Eltern- und Großelterngeneration hat – ohne an ihre "Work-Life-Balance" zu denken – Wohlstand erarbeitet.
An unserer Generation liegt es nun, diesen zu erhalten. Aufgabe der Politik ist es, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Leistungsbereitschaft wird kaum anwachsen, wenn Großfamilien, die noch nie einen Euro ins Sozialsystem eingezahlt haben, gleichzeitig Tausende Euro Mindestsicherung bekommen, während Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, die Pension gekürzt wird. Wenn man trotz hoher Versicherungsbeiträge monatelang auf einen Arzt-, OP oder MRT-Termin warten muss. Wenn man sich von seinem Einkommen kein Eigentum mehr schaffen oder einmal im Jahr das Meer sehen kann oder Kinderbetreuungsplätze rar sind.
Statt sich für Symbolpolitik à la Dickpic- oder Cousin-Ehen-Verbot feiern zu lassen und noch zigmal das Aussetzen des Familiennachzugs zu vermarkten, muss die Regierung das Leben der Fleißigen in diesem Land wieder besser machen, sodass das Viertel, das nicht Vollzeit arbeiten WILL, verstärkt anpackt.
Von immer weniger Leistungsträgern immer höhere Steuern einzukassieren, kann wohl kaum ein Zukunftsmodell für dieses Land sein. Wenn der Finanzminister oder die Grünen ("Bestrafungsfantasien") gegen Hattmannsdorfers 40-Stunden-Vorstoß wettern, mag das hip sein. Man muss aber bei der ganzen Wahrheit bleiben: Die "Work-Life-Balancer" von heute sind die Mindestrentner von morgen.
SPÖ und Grüne sind die Ersten, die das dann zum gesamt-gesellschaftlichen Problem machen. Doch was umverteilen, wenn nichts mehr da ist …?