Was wie ein technischer Fortschritt klingt, könnte für die Meere zur Katastrophe werden: Forscher der Universität Hawai‘i haben in der Clarion-Clipperton-Zone zwischen Hawaii und Mexiko herausgefunden, dass der dort geplante Tiefsee-Bergbau die empfindlichen Ökosysteme massiv bedroht.
Mit ferngesteuerten Fahrzeugen simulierte das Team unter Leitung von Michael Dowd, wie feine Partikelwolken - sogenannte Sedimentfahnen - bei Bergbauarbeiten freigesetzt werden. Die Ergebnisse sind laut Studie alarmierend: Ganze Nahrungsnetze könnten aus dem Gleichgewicht geraten.
"Die Sedimentfahnen wirken wie leere Kalorien - sie enthalten kaum essenzielle Nährstoffe", sagt Tiefsee-Ökologe Jeffrey Drazen. Besonders betroffen: Zooplankton und Schwarmorganismen. 53 Prozent dieser Tiere könnten laut Studie massiv geschädigt werden.
Die Folgen sind drastisch: Auch größere Fischarten verlieren ihre Nahrungsgrundlage. Denn wenn das Plankton verschwindet, bricht das gesamte Ökosystem in der Tiefe zusammen.
Tiefsee-Bergbau bezeichnet die Gewinnung von Rohstoffen wie Mangan, Kupfer, Kobalt und seltenen Erden vom Meeresboden. Diese Rohstoffe werden für Technologien wie Batterien benötigt. Der Abbau stellt jedoch eine massive Bedrohung für die empfindlichen und wenig erforschten Tiefsee-Ökosysteme dar.
Die Clarion-Clipperton-Zone gilt als Hotspot für seltene Metalle, die für die Energiewende benötigt werden - doch der Preis dafür könnte hoch sein. "Noch ist der Tiefsee-Bergbau nicht in vollem Gange. Wir haben jetzt die Chance, klug zu entscheiden", mahnt Geowissenschafter und Studien-Mitautor Brian Popp.