Seit fünf Jahren wartet Berlin (Deutschland) auf den Baustart von "Neulichterfelde" - einem neuen Stadtteil mit 2.500 Wohnungen. Doch immer wieder funkt der Naturschutz dazwischen. Erst mussten 993 geschützte Zauneidechsen weichen, jetzt wird ein Ameisennest zum Problem.
Entdeckt wurde das Nest auf Baufeld II, das eigentlich im Herbst geräumt werden sollte. Dort sollen Leitungen für Wasser, Strom und Internet gelegt werden. Doch unter Brombeersträuchern und Hopfen versteckt sich ein Nest der Kahlrückigen Waldameise. Die Art ist zwar nicht auf der Roten Liste, in Deutschland aber dennoch gefährdet.
Bauherr Thomas Groth (62) spricht von möglichen Verzögerungen: "Wir bereiten gerade die Erschließung der ersten Bauabschnitte vor. Durch die fehlende Genehmigung ist nicht auszuschließen, dass es zu Verzögerungen kommt." Eigentlich sollten dort Mietwohnungen entstehen.
Groth hatte das ehemalige US-Truppenübungsgelände "Parks Range" bereits 2012 gekauft. Panzer rollten hier, Häuserkampf wurde geübt. Das Gelände soll auch in Zukunft naturnah bleiben: Von den rund 90 Hektar bleiben 60 grün, nur 20 werden für das Projekt versiegelt.
Die Ameisen dürfen nun erst im März oder April 2026 umgesiedelt werden. Doch dann beginnt die Brutzeit der Vögel - bis September ist das Fällen von Bäumen verboten. Jetzt umzuziehen, wäre laut Experten auch keine Option: Die Tiere könnten sich keinen neuen Bau für den Winter mehr einrichten.
Urban Aykal (51), Naturschutz-Stadtrat und Bürgermeister-Kandidat der Grünen für 2026, bleibt vage: "Wie bei jedem Großprojekt gibt es auch hier Klärungsbedarf." Derzeit darf nur im 25-Meter-Umkreis um den Ameisenhaufen gearbeitet werden - zu wenig, um wirklich voranzukommen.
Als Ersatzlebensraum für Tiere hat die Groth-Gruppe zusätzlich 18 Hektar Ackerland in ein Öko-Paradies mit Teich und Findlingen verwandelt. Die bisherige Fläche für Zauneidechsen ist nämlich schon voll.