Nach den jüngsten Auftritten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa, die von Trump im Oval Office vor laufenden Kameras vorgeführt wurden, richtet sich nun die Aufmerksamkeit auf das Treffen mit dem neuen deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Am kommenden Donnerstag wird Merz zu seinem Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus erwartet. Wie kommt er mit Trump zurecht? Finden die beiden einen guten Draht zueinander, oder kommt es zur Konfrontation?
Gelassen. "Ich brauche keinen Baldrian, um ruhig zu bleiben und mit dem amerikanischen Präsidenten ein vernünftiges Gespräch zu führen", sagte er kürzlich im ZDF. Der Kanzler bereitet sich aber intensiv auf den Termin vor. Von mehreren Staats- und Regierungschefs, die bereits bei Trump waren, hat er sich Ratschläge geben lassen, unter anderem von Selenskyj, Ramaphosa, Meloni, dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb.
Es wird nicht das erste Gespräch zwischen den beiden Staatsoberhäuptern sein. Merz erzählte von seinen vorherigen Erfahrungen mit Trump. Jedes "zweite bis dritte Wort" des US-Präsidenten sei "great" gewesen, und es sei in dem Gespräch "sehr viel um Trump" gegangen. Die Small-Talk-Themen waren die US-Metropole Chicago, für die beide ein Faible haben, und der US-amerikanische Papst Leo XIV.
Zugewandt aber selbstbewusst. "Man muss sich auf ihn einstellen und auf ihn einlassen. Und gleichzeitig darf man sich nicht kleiner machen, als wir sind", sagte er beim WDR-Europaforum. "Wir sind da keine Bittsteller." Merz will die europäischen Positionen selbstbewusst vertreten.
Im Mittelpunkt des Gesprächs dürften die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs, die Reaktion der Nato auf die wachsenden Bedrohungen von außen und der Zollstreit zwischen den USA und der EU stehen. Ergebnisse sind bei dem ersten Kennenlernen aber eher unwahrscheinlich.
Zu einem Thema hat sich Merz in den vergangenen Wochen verärgert gezeigt. Die Attacken von US-Vizepräsident J. D. Vance, der den europäischen Verbündeten auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine Gefährdung der Demokratie vorgeworfen hat, findet er "übergriffig".
Und Kritik aus der US-Regierung an der Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch hat er sich verbeten. "Das ist unsere Sache. Darüber entscheiden wir und nicht eine amerikanische Regierung."
Die beiden sind sich erst ein Mal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit dem Amtsantritt von Merz vor vier Wochen haben sie aber schon vier Mal telefoniert. Merz hat inzwischen die Handy-Nummer des US-Präsidenten und tauscht sich mit ihm per SMS aus. Seit dem jüngsten Telefonat sprechen sich die beiden auch mit den Vornamen Friedrich und Donald an.
Merz hat darüber vor wenigen Tagen beim WDR-Europaforum überraschend offen gesprochen. "Wenn man mit ihm alleine spricht, das ist halt Small Talk", erzählte er. "Und wichtig ist immer, dass man nicht so lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt."
Merz wird keine 24 Stunden in Washington sein. In der Nacht zum Donnerstag wird Merz nach Mitternacht in Washington erwartet und dann im Gästehaus des Präsidenten übernachten.
Am Donnerstag sind dann am späten Vormittag ein Gespräch mit Trump unter vier Augen und ein anschließendes Mittagessen geplant. Zum Abschluss soll es eine Pressebegegnung geben. Ob die improvisiert im Oval Office – dem Büro des Präsidenten – stattfindet, oder ob es eine Pressekonferenz gibt, ist noch offen.