Newsflix.at fragte Schuldirektor Christian Klar, was sein erster Gedanke gewesen sei, als er von dem Amoklauf in Graz gehört habe. Der sagte: "Das ist ein islamistischer Anschlag, das war mein erster Gedanke – muss ich ehrlich zugeben." Eine Antwort so offen, wie leider symptomatisch.
Nun, der Täter war KEIN Ausländer, KEIN Moslem. Das mindert das Entsetzen nicht, aber es reißt immerhin den Graben nicht weiter auf, in den seit Jahren fällt (und von manchen gestoßen wird), woran es in unserer pluralen Gesellschaft zunehmend mangelt: dem gegenseitigen Zuneigen, dem vertrauensvollen Beachten und Achten.
Graz: So mies und feig die Tat auch war (gibt es etwas Feigeres, als wahllos auf wehrlose Kinder zu schießen?), da schrie ein Schwächling um Zuneigung, Beachtung, Achtung. Kalsdorfs Bürgermeister sprach in "Heute" den Satz: "Gefühlt wurde er im Ort gar nicht wahrgenommen." Kann’s für eine Seele etwas Schlimmeres geben?
Weil ich oben "Ausländer" geschrieben habe. Wie rapide sie in Österreich mehr werden, zeigte das Institut für Familienforschung. Jedes fünfte Kind (Jugendliche) unter 18 hat keinen österreichischen Pass. 340.000 junge Menschen sind das, vier Mal so viele wie 1985. Gleichzeitig ist die Zahl der jungen Österreicher von 1,6 auf 1,2 Millionen geschrumpft.
"Drastische Werte" nannte das der sonst so zurückhaltende Institutsleiter Wolfgang Mazal. Ausbaden müssen es die Mittelschulen des Landes, in denen 60 Prozent der 10- bis 14-jährigen Ausländer landen, nur 25 Prozent in unseren AHS.
Bernhard K. mailt mir: "In der 1. Klasse meines Enkels, Volksschule in Wien-Alsergrund, gibt es unter 25 Mitschülern drei (!) der deutschen Sprache Kundige. In der Pause und nach Verlassen der Schule wird nur 'auswärts' gesprochen." Wie der Bub (7) damit umgehe, frage ich. Die ernüchternde Antwort: "Er versucht, Arabisch zu lernen!" Ich: Scherz, oder? Er: "Kein Scherz! Wie soll er sich sonst mit seinen Schulkollegen verständigen?"
Ein paar Prozent der jungen "Neu-Österreicher" ohne Pass schaffen es in eine Höhere Schule, wollen lernen. Wollen sich integrieren. So auch eine 17-jährige Tschetschenin, die mit ihrem Bruder (20) in Wien-Floridsdorf lebt. Trifft sich mit einem Klassenkollegen zum Lernen, dann geht es Schlag auf Schlag – im wahrsten Sinn des Wortes. Der Mitschüler (18, aus Ghana) wird auf offener Straße vor ihren Augen zusammengeschlagen und ausgeraubt. Polizei und Rettung kommen.
Note: Nicht genügend
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
Als die Schülerin später ihre Wohnung betritt, ergeht es ihr nicht anders: Sie wird mit Faustschlägen empfangen und verprügelt. Und wer ist der Täter? Der eigene Bruder. Hat die Schläger angeheuert, glaubt, als Mann über das Leben seiner Schwester bestimmen zu können. Nun hat er ein Betretungs- und Annäherungsverbot. Ich würd’s ja auf ganz Österreich ausdehnen…