Jetzt bin ich dem Bildungsminister wohlgesonnen. Für seine Arbeit in Wien habe ich ihm an dieser Stelle zwei Mal ein "Gut" gegeben. Aber leider geht Christoph Wiederkehr gerade schnurstracks Richtung "Unbefriedigend".
Die groß angekündigte Sommerschulpflicht für Deutsch-Schwächlinge? Diesen Sommer doch nicht, vielleicht 2026. Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr? Wenn überhaupt, 2028. Die Schüler in den großen Städten behördlich mischen, um Ghettoschulen aufzulösen? Besser nicht, brächte Zoff mit den "höheren Eltern". Geldbußen für Eltern, die auf ihre Erziehungspflichten pfeifen? Wiederkehr im "Falter": "Darüber müssen wir offen sprechen."
Sprechen? Nein, Herr Minister, nicht sprechen, endlich machen! Denn all das war pinkes Wahlprogramm. Wie übrigens auch die gemeinsame (Volks-)Schule zumindest bis 12, für die Sie im Wahlkampf getrommelt haben. Wiederkehr jetzt halblaut: "Wir müssen es schaffen, das Thema positiv zu besetzen." Echt jetzt? Das soll Ihr "Bildungsturbo" sein?
Und weil jetzt gerade viel neuer Papst ist: Auch in Sachen Ethik, Werte und Religion sehe ich eine falsche Weichenstellung: Wiederkehrs neues Wunsch-Pflichtfach "Demokratie" bringt, sage ich, nichts. Erstens ist politische Bildung eh schon jetzt eines von zehn Unterrichtsprinzipien. Was aber noch schwerer wiegt. Es würde den längst fälligen ReligionEN-Unterricht blockieren.
Wenn man mich fragt, gehört "Reli" um alle Konfessionen erweitert und für alle Schüler gemeinsam verpflichtend gemacht. Warum? In den städtischen Mittelschulen sitzen inzwischen mehr Schüler mit Bekenntnis "Islam" als "römisch-katholisch". In Wiens Volksschulen (Privatschulen eingerechnet) halten sich Moslems und Christen nur dank der serbisch-orthodoxen Schüler noch die Waage. Aber: Kaum 65 Prozent der Moslems besuchen "Islam", Tendenz steigend. Die religiöse "Bildung" erfolgt im Internet und in Hinterhof-Moscheen. Von Imamen ohne Deutsch, dafür mit einem patriarchalischen Weltbild, deren "Pädagogik" manchmal sogar körperliche Gewalt inkludiert.
Ich hatte es kaum glauben können, aber unter dem Siegel der Anonymisierung bestätigt bekommen: In einem Gebetshaus (Name bekannt) werden Schüler, die Koran-Strophen nicht auswendig aufsagen können, zur Strafe geohrfeigt. Für jede falsche Verszeile gibt es eine mit der flachen Hand ins Gesicht. Ein türkischer Bub (11) dessen Eltern die Moschee dem schulischen Islam-Unterricht vorzogen, hatte sich trotzdem an seine Islam-Lehrerin gewandt.
Gesamtnote: Unbefriedigend
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
Frage: Darf das der Imam? Die Islam-Lehrerin reagierte prompt, kontaktierte Direktion, Eltern, informierte ihre Behörde. Ergebnis: Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) wird das Gebetshaus gar nicht anerkannt, es ist aber als Verein eingetragen und daher legal. Hier, liebe Regierung, gehört gehandelt. Ist halt mühsamer als von oben "Demokratie" zu verordnen.