Seit einer Woche ist City-Bezirksvorsteher Markus Figl neuer Landesparteiobmann der Wiener ÖVP. Eigentlich war das nicht geplant, gesteht er im Gespräch, aber: "Ich freue mich auf die spannende Herausforderung." Trotz des dramatischen Absturzes bei der Wien-Wahl – von 20,43 auf 9,65 Prozent – herrsche Aufbruchstimmung: "Niemand wirft die Flinte ins Korn." Die Halbierung der Stimmen sei aber "für alle sehr schmerzlich und enttäuschend". Das sagt Markus Figl zu:
Die ÖVP muss sich in Wien neu erfinden – und zwar nicht nur personell, sondern auch programmatisch. "Wir brauchen eine große inhaltliche Diskussion darüber, wo Wien 2050 stehen soll." Die Hauptstadt dürfe sich nicht auf Erfolgen ausruhen – die Themen: Wachstum, Wohnen, Bildung, Integration. Die ÖVP müsse sich als "moderne bürgerliche Partei positionieren".
"Der Wohlstand, den wir haben in Wien, der hängt natürlich ganz stark davon noch ab, dass die Wirtschaft in Wien funktioniert. Und das sind alles Themen, die wir uns wirklich anschauen müssen."
Figl selbst sitzt als VP-Chef nicht im Gemeinderat, sondern will Bezirksvorsteher der Inneren Stadt bleiben. Figl sieht genau das als Vorteil: "Da ist man noch nahe an den Menschen. Und das braucht die Politik."
Dass Bürgermeister Michael Ludwig (SP) erneut mit den Neos regieren will, sei aus ÖVP-Sicht enttäuschend, aber nicht überraschend. "Es liegt einfach in der DNA der ÖVP, dass wir Regierungsverantwortung übernehmen wollen, das war unser Angebot auch an den Bürgermeister. Aber es war natürlich ganz klar, dass es da vorher schon eine Koalition gibt."
Sehr wichtig sei jetzt ein eigenständiges Profil zu haben – ohne sich an FPÖ oder Neos zu orientieren: "Jeder muss wissen, wofür die ÖVP in Wien steht. Und dann bin ich ganz sicher, dass auch der Erfolg kommen wird. Dann können sich gerne die anderen an uns orientieren."
„Jeder muss wissen, wofür die ÖVP in Wien steht. Dann können sich gerne die anderen an uns orientieren.“Markus FiglNeuer VP-Wien-Chef
Figl will eine bürgerliche, sachpolitische Linie fahren. Kein Poltern, sondern Lösungen – etwa in Bildung und Gesundheit. Die Wirtschaft bleibt zentral, aber auch die Integration will Figl stärker thematisieren: "Gerade in den Flächenbezirken gibt es große Herausforderungen."
Mit Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch gab es im Vorfeld einen kurzen Machtkampf. Figl sieht das positiv. "Wir hatten eine gute Diskussion, die innerparteiliche Demokratie funktioniert." Ob Figl als Spitzenkandidat in die nächste Wahl geht? Das lässt der 51-jährige Polit-Profi noch offen. "Meine Aufgabe ist, als Parteiobmann der ÖVP Wien, diese Partei neu aufzustellen. Darauf werde ich mich konzentrieren. Und dafür werden wir uns jetzt auch die Zeit nehmen."