Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben sich beim Gipfel der "Shanghai Cooperation Organisation" für eine Weltordnung ohne eine Dominanz der USA und Europas stark gemacht.
Die SCO ist ein politisch-ökonomisches Bündnis mit ständigem Sekretariat. Dazu gehören die Volksrepublik China, Russland, Belarus, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Tadschikistan und Usbekistan. Zu Gast war diesmal unter anderem auch der türkische Präsident Erdogan.
Als "größtes Highlight" des Gipfels pries Chinas Außenminister Wang Yi die von Xi vorgebrachte Initiative für globale Regierungsführung (GGI) an. "Das Monopol globaler Regierungsführung einiger weniger Länder darf nicht weitergehen", sagt er. Alle Länder hätten ungeachtet ihrer Größe ein Recht, an internationalen Angelegenheiten teilzunehmen, sagte er. Die Initiative soll nach Vorstellung Xis unter anderem Multilateralismus fördern und echtes Handeln erzeugen – konkreter wurde er zunächst nicht.
Das eurozentrische und euroatlantische Modell habe sich überlebt, sagte Putin den anwesenden Staats- und Regierungschefs im chinesischen Tianjin. Xi forderte, eine Mentalität des Kalten Krieges, Blockkonfrontationen und Schikane abzulehnen. Nötig sei überdies mehr Zusammenhalt der Shanghaier Organisation, die sich als politisches Gegengewicht zu westlichen Bündnissen wie der Nato und der EU versteht.
Das Treffen in China lässt den vom Westen verpönten Putin wichtige Verbündete treffen. So zeigen Videos Putin und den indischen Premierminister Modi vor einer Zeremonie Hand in Hand durch die Konferenzhalle laufen. Danach traf Putin auch Erdogan und den iranischen Staatschef Peseschkian. Auch bilaterale russisch-chinesische Gespräche sind geplant. Des Weiteren bleibt Putin für weitere Tage in China und nimmt mit Kim Jong-un an einer Militärparade teil, von der bekannt wurde, dass auch Alt-Bundesrat Ueli Maurer dabei sein wird.
In die Karten spielt der SCO nicht zuletzt das angeschlagene Verhältnis vieler Staaten mit den USA im Streit um Zölle. So hatte US-Präsident Donald Trump jüngst die Aufschläge für Importe aus Indien auf 50 Prozent verdoppelt. Washington begründete dies unter anderem mit Indiens Öl-Geschäften mit Russland, die Geld in Moskaus Kasse für den Angriffskrieg in der Ukraine spülen. Der Besuch Modis in China – der erste seit sieben Jahren – wurde deshalb auch als Annäherung an Peking gesehen.