Monatelang versetzten sie Österreich in Alarmbereitschaft: Eine Gruppe junger Männer und Burschen soll seit Herbst 2024 massenhaft Droh-Mails mit teils islamistischem Inhalt an Schulen, Bahnhöfe und Behörden geschickt haben.
Nun konnten das Bundeskriminalamt, die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sowie deutsche Sicherheitsbehörden die sieben mutmaßlichen Täter, zwischen 16 und 23 Jahre alt, in Deutschland festnehmen.
In Österreich sorgten die Drohungen für besonders große Auswirkungen. Etliche Gebäude mussten geräumt, durchsucht oder großräumig abgesperrt werden. Klar ist inzwischen auch, dass es für die Auswahl der Ziele keine Muster gab. Die Männer suchten Adressen völlig willkürlich über Google.
Der Ursprung der Drohwelle liegt am 2. Oktober 2024, als eine islamistische Nachricht am Salzburger Hauptbahnhof eintraf. Ermittler von Landes- und Bundeskriminalamt sicherten Spuren – und stießen schnell auf Hinweise, die nach Deutschland führten. Von dort aus rollte eine Serie von Bombendrohungen an, wie es sie in Österreich noch nie gegeben hat: über 300 Evakuierungen binnen weniger Monate.
Die Täter steigerten sich gegenseitig hoch, betrieben eine Art Wettbewerb. "Umso größer, umso besser", so Leopold Holzbauer, Stellvertreter in der DSN gegenüber der "Krone".
Je mehr Medien berichteten, desto höher die Anerkennung in den Chatgruppen. In internen Nachrichten hieß es laut Ermittlern sogar: "In Österreich funktioniert das gut", da hier mehr über die Drohungen berichtet wurde. Die Männer posteten anschließend Screenshots der Berichte – als Trophäen.
Wie die Ermittler feststellen konnten, änderten die Täter die Art ihrer Drohungen je nach Tagesgeschehen. Bei medial präsenten Themen wie Islamismus stellten sie islamistische Anschläge in Aussicht. Nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule griffen sie auch diesen Vorfall auf und verschickten massenhaft ähnliche Drohungen an Schulen in ganz Österreich.
Dass sich das Problem schnell verabschieden wird, glaubt die DSN nicht: "Wir gehen davon aus, dass das Phänomen bleiben wird." Fast täglich gebe es weiterhin neue Drohungen.
Zwar kommunizierten die Täter permanent über verschiedene Plattformen und feierten ihre "Erfolge" miteinander – doch persönliche Beziehungen gab es keine. Im Gegenteil: Untereinander erpressten sie sich mit sensiblen Daten und gönnten sich nichts. Was sie alle verband, war ihr technisches Wissen, vor allem in puncto Anonymisierung.
Im September und zuletzt am Dienstag schlugen die deutschen Sicherheitsbehörden zu – unterstützt von österreichischen Ermittlern. In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt wurden Wohnungen durchsucht, sieben Verdächtige ausgeforscht und zahlreiche Computer sowie Handys sichergestellt.