"Rote Linie für Menschheit"

"Wir sind gescheitert" – UNO-Chef warnt die ganze Welt

Das 1,5-Grad-Ziel wird krachend verfehlt. António Guterres warnt beim Klimagipfel in Brasilien vor den Folgen der ungebremsten Erderwärmung.
Newsdesk Heute
06.11.2025, 22:19
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Beim Klimagipfel in Brasilien hat die UNO scharf kritisiert, dass das Klimaziel des Pariser Abkommens de facto gesprengt wurde. "Die harte Wahrheit ist, dass wir daran gescheitert sind, unter 1,5 Grad Erderwärmung zu bleiben", sagte UN-Generalsekretär António Guterres zum Start des Treffens von rund 50 Staats- und Regierungschefs in Belém im Amazonasgebiet am Donnerstag. Er forderte einen Paradigmenwechsel ein, um das Ausmaß und die Dauer dieses Überschreitens einzudämmen und schnell wieder zu reduzieren.

"Selbst eine vorübergehende Überschreitung wird dramatische Folgen haben. Sie könnte Ökosysteme über irreversible Kipppunkte hinausbringen, Milliarden Menschen unerträglichen Lebensbedingungen aussetzen und die Gefahren für Frieden und Sicherheit verstärken. Jeder Bruchteil eines Grades bedeutet mehr Hunger, Vertreibung und Verlust – insbesondere für diejenigen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind", schärfte Guterres nach. Die Verfehlung des Pariser Klimaziels sei "moralisches Versagen" und "tödliche Fahrlässigkeit".

Und weiter: "Lassen Sie uns klar sagen: Die 1,5-Grad-Grenze ist eine rote Linie für die Menschheit. Sie muss in Reichweite bleiben. Und Wissenschaftler sagen uns auch, dass dies noch möglich ist. Exzellenzen, die Vereinten Nationen werden das 1,5-Grad-Ziel nicht aufgeben. [...] Die Zeit für Verhandlungen ist vorbei. Jetzt ist die Zeit für Taten."

"Waren noch nie besser gerüstet"

Der zweitägige Gipfel findet kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz COP30 statt, die am Montag in Belém startet. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hatten sich die Staaten darauf verständigt, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Nach dem Amtsantritt von Donald Trump zogen sich die USA allerdings aus dem Abkommen zurück. Es werden auch keine hochrangigen US-Vertreter an der COP30 teilnehmen. Trotzdem, so betonte Guterres, sei die Welt "noch nie besser gerüstet gewesen", um gegen die Erderwärmung vorzugehen. Er hob die Bedeutung von Erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie hervor.

Brasiliens Präsident und Gastgeber Luiz Inácio Lula da Silva warnte, das sich das "Zeitfenster zum Handeln" gegen die Erderhitzung "rasch" schließe. Er kritisierte, dass "extremistische Kräfte" gezielt Falschinformationen verbreiten, um sich "Vorteile bei Wahlen zu verschaffen" – auf Kosten der künftigen Generationen.

Lula will beim Gipfel Unterstützung für das neue Klimaschutz-Instrument TFFF gewinnen, das den Schutz tropischer Urwälder finanziell belohnen soll. Dafür hofft er auf Milliardeninvestitionen und Zusagen für einen Teil der geplanten 125 Milliarden Dollar.

China betonte beim Gipfel die Bedeutung umweltfreundlicher Produkte. Die Welt müsse "Handelsbarrieren beseitigen und den freien Fluss hochwertiger grüner Produkte sicherstellen", sagte Vizeregierungschef Ding Xuexiang. China ist weltweit führend bei Solarzellen, Batterien und Elektroautos. Trump hatte nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Jänner aber die Zölle auf Importe aus China erhöht.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) warnte unterdessen, dass das Jahr 2025 voraussichtlich das zweit- oder drittheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen wird. "Die alarmierende Serie außerordentlicher Temperaturen hat sich im Jahr 2025 fortgesetzt", erklärte die WMO bei der Präsentation der Daten. 2024 war laut der UN-Unterorganisation das bisher heißeste Jahr überhaupt.

Mit den für 2025 erwarteten Zahlen setzt sich laut WMO der seit einem Jahrzehnt andauernde Trend von Rekordwerten bei der globalen Durchschnittstemperatur fort. Außerdem stieg die Konzentration an Treibhausgasen in der Erdatmosphäre um einen nie zuvor gemessenen Wert von 2,3 Prozent. Den größten Anteil daran hatten Indien, China, Russland und Indonesien.

Die eigentliche UN-Klimakonferenz beginnt am Montag. Zu den zweiwöchigen Verhandlungen werden rund 50.000 Teilnehmer erwartet. Mit der Wahl von Belém an der Amazonasmündung als Austragungsort setzt Brasilien ein Zeichen für den Schutz der für das Klima so wichtigen Regenwälder.

Die Verhandlungen in Belém werden von internationalen Konflikten und dem Erstarken rechtsnationaler Bewegungen überschattet, die dem Klimaschutz skeptisch gegenüberstehen. Unter diesen Bedingungen wird das Ringen um die dringend nötige Reduktion der Treibhausgase wohl schwierig.

{title && {title} } red, {title && {title} } 06.11.2025, 22:19
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