Während in Belém (Brasilien) bei der Weltklimakonferenz über Maßnahmen gegen die Erderwärmung beraten wird, sind auch jene stark vertreten, die von dieser Krise profitieren: 1.602 Lobbyisten der Öl-, Gas- und Kohlebranche sind laut neuer Analyse offiziell akkreditiert. Das sind mehr als die Vertreter der zehn am stärksten gefährdeten Länder zusammen.
Die Daten stammen aus einer Auswertung der Organisation "Kick Big Polluters Out", getragen von Greenpeace, Global Witness und Transparency International. Erschreckend: Ein Drittel der Lobbyisten hat Zugang zu den inneren Verhandlungszirkeln - 164 wurden sogar direkt über nationale Delegationen wie jene Frankreichs eingeschleust. Allein Paris bringt laut Bericht 22 Vertreter aus der Fossilbranche mit.
Zum Vergleich: Staaten wie Somalia, Guinea-Bissau oder die Salomonen, die besonders stark unter der Klimakrise leiden, schicken zusammengenommen nur 1.061 Personen nach Belém. Viele Fossil-Vertreter kommen als "Beobachter" über Industrieverbände nach Belém, 599 haben die begehrte "Party Overflow"-Akkreditierung - und mischen bei informellen Gesprächen ganz vorne mit.
Die Forderung der Klima-NGOs ist klar: Fossile Lobbyisten sollen künftig ausgesperrt werden. "Die Entscheidungsträger müssen endlich auf die hören, die die Energiewende vorantreiben - und nicht auf jene, die mit der Zerstörung unseres Planeten Milliarden verdienen", sagt Johannes Wahlmüller von Global 2000.
Ivonne Yanez von der NGO "Accion Ecologica" sieht ein systematisches Problem: "Seit 30 Jahren nutzen Ölkonzerne Klimagipfel, um ihr Image aufzupolieren und ungestört weiter Umweltverbrechen zu begehen." Die Beteiligung von Konzernen, deren Kerngeschäft den Planeten aufheizt, sei nicht länger hinnehmbar.
Obwohl bei der COP in Dubai 2023 sogar 2.450 Fossil-Lobbyisten registriert waren, ist der Anteil heuer höher: Auf 25 Delegierte kommt nun ein Lobbyist. Und während weltweit Dürren, Hitzewellen und Stürme zunehmen, kämpfen viele dieser Konzerne weiter für den Ausbau fossiler Energien - trotz anderslautender Versprechen beim letzten Gipfel.
Fakt ist: Für viele Betroffene der Klimakrise wirkt der Weltklimagipfel wie ein Schauspiel - mit Akteuren, die nicht die Rettung, sondern das Geschäft im Sinn haben.