An den Anblick von Soldaten hat man sich in US-Großstädten wie Los Angeles, Chicago, Portland fast schon gewöhnt. Dass nun aber Polizisten ins Feuer von U.S. Marines geraten, damit hat sicherlich niemand gerechnet.
Genau das ist aber am Samstag auf der Autobahn I-5, der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung entlang der kalifornischen Küste, passiert. Bei einer Schießvorführung anlässlich der 250-Jahr-Feier der U.S. Marines in Camp Pendleton bei San Diego mit 15.000 Zuschauern, darunter US-Vizepräsident J.D. Vance, feuerten die Soldaten mit einer M777-Haubitze 155mm-Artilleriegeschosse (wie sie auch in der Ukraine in großer Zahl verwendet werden) ab – und zwar direkt über die Autobahn. Was sollte schon schief gehen?
Noch in der Vorwoche versicherte das Militär den besorgten Behörden von Kalifornien, dass "alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen" worden seien und "keine Straßensperren nötig" seien. "M777-Artilleriegeschütze wurden in der Vergangenheit im Rahmen von Routineübungen von landgestützten Artilleriestellungen westlich des I-5 im Rahmen bestehender Sicherheitsprotokolle und ohne die Notwendigkeit einer Streckensperrung in Aufprallgebiete östlich der Interstate abgefeuert", hieß es noch am Freitag in einer Erklärung der US Marines. "Dies ist eine bewährte und sichere Praxis" – Eine beinahe fatale Fehleinschätzung.
Zum Glück traute Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom den Versprechungen der Militärs nicht ganz – und ließ bei der Vorführung am Samstag sicherheitshalber den I-5 sperren. Als die Marines dann um 13:46 Uhr ein Geschoss abfeuerte, explodierte das 60cm lange Projektil vorzeitig über der Autobahn in der Luft – Splitter des Geschosses flogen in alle Richtungen und trafen auch ein Fahrzeug der US Highway Patrol, die eine der Autobahnauffahrten abgesperrt hatte. Fotos davon wurden auf Facebook geteilt.
Die Splitter waren etwa 5 Mal 6 cm groß und hinterließen eine Delle Kratzer auf der Motorhaube eines Streifenwagens. In der Umgebung wurden weitere Splitter gefunden. Verletzt wurde zum Glück niemand. Die Übung wurde sofort abgebrochen – eigentlich war geplant, insgesamt 60 Granaten abzufeuern.
Kaliforniens Gouverneur Newsom tobte. Er warf Präsident Trump und seinem Vize Vance vor, Menschenleben aufs Spiel zu setzen, "um eine Show abzuziehen". "Das hätte jemanden töten können", erklärte er wütend. Die Marines kündigten eine Untersuchung des Vorfalls an, wie die L.A. Times berichteten.
