Unter dem Titel "Kirche goes Pride" bewarb die evangelische Pfarre Berlin-Kreuzberg im Sommer ein "Pop-Up-Hochzeitsfestival" für gleichgeschlechtliche Paare. Dass dabei in einem Fall, wie nun bekannt wurde, gleich vier Männer miteinander "vermählt" worden sein sollen, sorgt nun für Polygamie-Vorwürfe.
Landesjugendpfarrerin Lena Müller (33) versteht die Aufregung nicht, zumal eine "Segenshochzeit" keinen rechtsgültigen Charakter habe. "Man konnte sofort sehen, dass da ganz viel Liebe zwischen ihnen war", zitiert sie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). "Deshalb waren wir uns im Team schnell einig.
„Was sollte Gott dagegen haben, dass es nun eben vier sind und nicht zwei?“Landesjugendpfarrerin MüllerNeue Osnabrücker Zeitung, 2. November 2025
Die Antwort auf diese Frage teilte ihr nun ihr Vorgesetzter, Bischof Christian Stäblein mit: Die Evangelische Kirche, Sektion Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) "distanziert sich von als Trauungen dargestellten Segenshandlungen, die mehr als zwei Personen durch Liebe verbinden sollen."
„Trauungen und Hochzeiten segnen zwei Menschen vor Gott“Bischof Christian Stäbleinekbo.de, 7. November 2025
Dass die Pfarrerin aber die Liebe gleich vierer Männer zueinander gesegnet habe, geht für den Bischof zu weit: "Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hält fest, dass Trauungen und Hochzeiten Formen sind, die zwei Menschen vor Gott segnen. Diese Segenshandlung, die durch Pfarrerinnen und Pfarrer geleitet wird, stellt eine kirchenrechtlich wirksame, beurkundete Verbindung zweier Menschen dar."
Zugleich verwehrt man sich jedoch des Polygamie-Vorwurfs: "Bei der Feier, die Pfarrerin Lena Müller in Kreuzberg durchführte, handelte es sich nicht um eine kirchliche Trauung oder Hochzeit." Daher stellt Bischof Stäblein klar: "Die EKBO traut nur Paare, die standesamtlich verheiratet wurden. Vorwürfe von Polygamie in diesem Kontext sind gegenstands- und haltlos."
Kein Verständnis hat man in der EKBO aber auch für die zahlreichen Hassbotschaften, die der jungen Pfarrerin nun entgegenschlagen. "Wir sind entsetzt über den Hass, der ihr entgegenschlägt. Wir stehen an ihrer Seite und verurteilen diese Angriffe aufs Schärfste. Wir stehen an der Seite derer, die Anfeindungen erleben", stellt die "Evangelische Kirche im Osten" auf Instagram klar.