Rosa von Praunheim

Vier Tage nach der Hochzeit: Regie-Ikone ist tot

Der Regisseur und Aktivist starb laut übereinstimmenden Medienberichten im Alter von 83 Jahren.
Heute Entertainment
17.12.2025, 15:40
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Er war Filmemacher, Provokateur und eine der prägendsten Stimmen der deutschen Schwulenbewegung: Rosa von Praunheim ist tot. Besonders bewegend: Erst wenige Tage zuvor hatte er seinem langjährigen Lebensgefährten Oliver Sechting das Jawort gegeben.

Am Montag hatte von Praunheim noch selbst auf Instagram von seiner Hochzeit berichtet.
"Am Freitag, 12.12. habe ich meinen langjährigen Lebensgefährten Oliver geheiratet", schrieb er zu einem Foto zweier Hände mit Ringen – geschmückt mit türkisfarbenen Fröschen.

Schwulen-Ikone in Deutschland

Die Trauung fand im Rathaus Schmargendorf in Berlin statt, im kleinen Kreis enger Freunde und Weggefährten. Seit 2008 waren Rosa von Praunheim und Oliver Sechting ein Paar. Den Heiratsantrag hatte der Regisseur bereits im September gemacht.

Geboren wurde Rosa von Praunheim am 25. November 1942 in Riga als Holger Radtke. Nach dem frühen Tod seiner leiblichen Mutter wuchs er bei Adoptiveltern in Deutschland auf. Sein Künstlername ist bewusst gewählt: Er verweist auf den "rosa Winkel", das Symbol der Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus, sowie auf den Frankfurter Stadtteil Praunheim, in dem er aufwuchs.

Nach Studien der Malerei und Kunst begann er Ende der 1960er-Jahre mit dem Filmemachen. Es folgte ein beispielloses Werk: mehr als 150 Kurz- und Langfilme, die Filmgeschichte schrieben – oft unbequem, immer politisch.

Mit seiner Dokumentation "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) brachte von Praunheim Homosexualität erstmals offensiv in die öffentliche Debatte. Der Film gilt bis heute als Meilenstein der deutschen Film- und Emanzipationsgeschichte.

Auch Werke wie "Die Bettwurst" erlangten Kultstatus. Parallel dazu wurde von Praunheim zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Schwulenbewegung in Deutschland – als Künstler, Aktivist und öffentlicher Mahner.

Für sein Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises.

Nicht unumstritten blieb ein Auftritt aus dem Jahr 1991: In der RTL-Talkshow "Explosiv – Der heiße Stuhl" outete Rosa von Praunheim Hape Kerkeling und Alfred Biolek öffentlich gegen deren Willen.

Der Vorgang löste einen massiven Medienskandal aus und gilt bis heute als prominentes Beispiel für Zwangsouting. Ein dunkler, viel diskutierter Punkt in seinem Lebenswerk.

Rosa von Praunheim war unbequem, laut, verletzend – aber auch mutig, visionär und prägend. Kaum jemand hat queere Sichtbarkeit im deutschsprachigen Raum so stark beeinflusst wie er.

{title && {title} } red, {title && {title} } 17.12.2025, 15:40
Mehr zum Thema
Jetzt E-Paper lesen