Tierisch absurd

Peinliches Weltkulturerbe gehört endlich verboten

Der traditionelle Vogelfang im Salzkammergut sorgt für Diskussionen zwischen Brauchtumspflege und Tierschutzbedenken.
14.10.2025, 07:18
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Im Oktober geht’s wieder los mit der Saison für den Vogelfang. Rund 500 Mitglieder aus 25 Vereinen machen sich dann ans Werk und fangen Gimpel, Stieglitze, Erlenzeisige und Fichtenkreuzschnabel. Jeder Vogelfänger darf von jeder Art einen Vogel zur Ausstellung bringen. Die gefangenen Vögel werden dort in Käfigen, sogenannten Volieren, präsentiert.

Alexios Wiklund, Pressesprecher vom Österreichischen Tierschutzverein sieht diese Praxis sehr kritisch:

„Wildlebende Vögel werden für Monate eingesperrt. Auch wenn diese Volieren relativ groß sind und von Menschen betreut werden, die wahrscheinlich eine hohe Sympathie für diese Tiere haben“

Im kommenden April werden die Vögel dann wieder in die Freiheit entlassen. Der Salzkammergut-Verband der Vogelfreunde wollte zu diesem Thema kein Interview geben.

Singvogelfang im Salzkammergut

Rund 500 Mitglieder der etwa 25 Vereine im Salzkammergut dürfen Vögel fangen und in ihrer Vogelausstellung Ende November ausstellen. Präsentiert werden die schönsten Gimpel, Stieglitze, Erlenzeisige und – als "Königsklasse" – Fichtenkreuzschnäbel.

In Zeiten des Artensterbens fragen sich Tierschützer jedoch, ob es nicht reichen würde das beste Foto einzureichen, anstatt Wildvögel monatelang einzusperren nachdem sie traumatisierende Fangpraktiken mittels Lockvögel durchmachen mussten.

Längst nicht mehr zeitgemäß

"Natürlich gibt es gravierendere Tier- und Artenschutzprobleme als den Singvogelfang im Salzkammergut", weiß Biologe und Wissenschaftler des Jahres 2010, Kurt Kotrschal: "Dennoch: Diese anachronistische Brauchtumspflege mit Wildtieren ist in einer Zeit abnehmender Singvogelbestände längst nicht mehr zu rechtfertigen. Stattdessen sollte der Lebensraum für die betroffenen Arten verbessert werden, etwa durch naturnahe Waldwirtschaft."

Kurt Kotrschal ist ein österreichischer Biologe, Verhaltensforscher und Autor. Er leitete jahrelang die Konrad Lorenz Forschungsstelle in Almtal und ist Mitbegründer des Wolfs-Science-Centers in Ernstbrunn.
©privat

Rückenwind bekommen die Vogelfänger trotzdem, weil der Singvogelfang seit 2010 als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist. Besonders absurd ist hier allerdings die Vorgehensweise, denn lediglich zwei Mitglieder der Vogelfänger-Society reichten den Antrag zum Weltkulturerbe ein und bekamen prompt eine Zusage der Republik – zumindest wurde genau dies in einer Grazer Diplomarbeit beschrieben.

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