Schon absurd genug, dass ein europaweit gefährdeter Vogel in Burgenland – und nur dort – bejagt werden darf. Laut der Vogelschutzorganisation BirdLife kamen jetzt auch noch illegale Jagdpraktiken ans Tageslicht. Die Wachtel braucht unsere Hilfe.
Eine mehrtägige Recherche im Bezirk Neusiedl/See zeigt den Einsatz elektronischer Klangattrappen bei der Jagd und lässt befürchten, dass diese Praxis vielleicht sogar in ganz Burgenland verwendet wird. BirdLife fordert daher eine sofortige Beendigung der Bejagung und eine konsequente Reform der Jagdaufsicht.
Insgesamt konnten von den Tierschützern in der ersten Septemberhälfte zwölf aktive Lockgeräte für die Wachteln festgestellt und dokumentiert werden. An den Folgetagen wurde der Vogel auch aktiv bejagt, was beweist, dass die Geräte gezielt eingesetzt wurden. Elektronische Klangattrappen sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie ebenso wie nach den österreichischen Jagdgesetzen strikt verboten, da sie es ermöglichen, Vögel in großen Mengen anzulocken und zu töten.
„Diese Geräte spielen nachts unablässig Vogelrufe ab, wodurch ziehende Vögel zur Rast in der Nähe des vermeintlichen Artgenossen bewogen werden. Sobald es hell ist, werden die Tiere aufgescheucht und erschossen.“Johannes HoheneggerExperte, BirdLife Österreich
Viele Wiesenbrüter in Österreich sind in arger Bedrängnis:
Aufgrund der europaweit abnehmenden Bestände und der recht hohen Abschusszahlen stuft die EU-Kommission die Jagd auf die Wachtel als "wahrscheinlich nicht nachhaltig" ein und empfiehlt eine Einstellung, bis ein geregeltes Jagdmanagement etabliert ist. Das Burgenland ist das einzige Bundesland Österreichs, in dem die Wachtel noch gejagt werden darf.
Zwischen 2021 und 2023 wurden im Burgenland – vor allem in den Bezirken Neusiedl, Oberpullendorf und Güssing – jährlich etwa 500 bis 700 Wachteln erlegt, obwohl die Jagdzeit nur den September umfasst.
„Anhand der Stichprobe müssen wir davon ausgehen, dass pro Jahr im Burgenland mehrere hundert Male Klangattrappen eingesetzt werden und die allermeisten Wachteln mithilfe dieser verbotenen Methode getötet werden“
"Dass es Reviernachbarn oder befreundeten Jagdaufsehern schwerfällt, einander zu kontrollieren und sanktionieren, ist menschlich verständlich. Dass die Politik dieses mangelhafte Aufsichtssystem bis heute nicht für reformwürdig hält, ist das eigentliche Problem!", so Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich.
Neben der nicht abreißenden Serie von Abschüssen streng geschützter Greifvogelarten selbst in der Nationalparkregion unterstreicht auch die Situation um die Wachteljagd die Notwendigkeit unabhängiger, revierfremder Jagdaufseher, um den Einsatz illegaler Methoden wirksam zu verhindern.