Ein Braunbär sorgt gerade für Schlagzeilen – und das nicht nur bei uns, sondern auch international. Mitte September wurde in Kärnten ein italienischer Jungbär beobachtet, der sich rund um Feistritz an der Gail den Winterspeck anfuttert. Wie die Kleine Zeitung berichtet, bedient sich das Tier immer wieder an Bienenstöcken, schlägt sich auch in Maisäckern den Bauch voll und tappt dabei immer in die Wildkamerafallen.
In deutschen Medien wurde aus dem Jungbären schnell ein 300-Kilo-Koloss, ein riesiger Bär, der angeblich durch die Urlaubsregion zieht und vor dem die Behörden eindringlich warnen würden.
"Ich habe davon gehört, dass so in Bayern berichtet wird. Ich kann nur sagen, von der Jägerschaft und vom Land Kärnten ist uns kein Bär bekannt, der hier Angst und Schrecken verbreiten würde", sagt Wolfgang Oswald, Bezirksjägermeister von Villach. Bären, die in Kärnten unterwegs sind, findet man laut Oswald vor allem in Grenznähe zu Italien oder Slowenien.
„Es sind zumeist Jungbären, die ihr Territorium erkunden und Nahrung für den Winterspeck suchen“Wolfgang OswaldBezirksjägermeister, Villach
Einheimische Bären gibt es bei uns nicht. Pro Jahr würden bis zu sieben Bären zeitweise durch den Bezirk Villach-Land ziehen.
Das sei nichts Ungewöhnliches, so Oswald weiter. Ob Bären, Wölfe, Luchse oder Schakale – immer wieder statten verschiedene Wildtiere Kärnten einen Besuch ab. "Aber sie bleiben nicht, dazu sind unsere Täler zu stark besiedelt. Große geschlossene Waldlandschaften, die sie brauchen, finden sie bei uns nicht mehr."
"Man muss vor einem Bären keine Angst haben. Wir stehen nicht am Speiseplan der Bären, sie haben selbst Angst vor uns und meiden den Kontakt. Der besagte Bär, mit 300 Kilo kein Koloss, sondern eher durchschnittlich, ist wahrscheinlich soundso wieder abgezogen", beruhigt der Jägermeister.
Gefährlich könnte es höchstens im Frühjahr werden, wenn eine Bärin ihr Junges beschützt – da kann eine überraschende Begegnung schon einmal brenzlig werden. "Ansonsten einfach ruhig bleiben, Blickkontakt halten und versuchen langsam die Distanz zu vergrößern. Auch ruhiges Zureden kann helfen. Man darf nicht vergessen, der Bär ist mindestens so erschrocken wie Sie selbst, also auf keinen Fall aggressiv oder laut werden."
Für Oswald ist vor allem eines wichtig: keine Panik verbreiten. "Wildtiere sind hier, sie waren schon immer hier und sind Teil unserer Artenvielfalt. Wichtig ist es, zwischen den Bedürfnissen der Wildarten und der Kulturlandschaft des Menschen einen gangbaren Weg und eine Balance zu finden."