Donald Trump sorgte am Freitag mit seinem neuen Zoll-Vorstoß gegen China für einen Taucher bei Aktien und Krypto-Währungen. Doch obwohl Trump in seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident die Handelsstreitigkeiten weiter verschärft, verzeichnen Aktienindizes von der Schweiz bis zu den USA neue Allzeithochs. Gold schlägt ebenfalls einen Rekord nach dem anderen.
Unterschwellig schwingen jedoch auch immer mehr andere Meldungen mit. Dabei werden solche Warnungen nicht mehr nur von traditionell vorsichtigen Organisationen getätigt, wie dem Internationalen Währungsfonds, sondern mittlerweile auch von denjenigen, die vom Aufwärtstrend profitieren. Zuletzt warnten OpenAI-CEO Sam Altman und Amazon-Gründer Jeff Bezos vor einer möglichen Blase auf dem Markt.
Je nach Sprecher unterscheiden sich die Warnungen in Ausmaß und Schwere – von Marktkorrektur bis Crash. Klar ist: Viele sind nervös. Das sind die größten Sorgenkinder der Marktbeobachter:
Die großen Profite durch die künstliche Intelligenz (KI) lassen bei den meisten Unternehmen noch auf sich warten. Bei den Herstellern und Betreibern der bekanntesten Modelle jedoch kommen sie ungebremst an. Das lässt die Aktienkurse der großen Tech-Unternehmen Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla in die Höhe schießen. In der Folge machen diese sogenannten Glorreichen Sieben auch einen immer größer werdenden Anteil des S&P 500 aus – eines der wichtigsten Aktienindizes der USA. In den Augen von Kritikern ein Zeichen, dass die Aktien überbewertet sind.
Mit den Kursen sind auch die Erwartungen an die Unternehmen stark gestiegen. Zuletzt zeigte sich das bei Chiphersteller Nvidia: Trotz positiver Halbjahreszahlen erlitt die Aktie einen kurzen Taucher – der Gewinn war den Anlegern zu niedrig. Wenn nun wenige und überbewertete Unternehmen einen der wichtigsten Marktindizes beherrschen, befürchten Expertinnen und Experten eine Kettenreaktion: Schwächelt eines davon, könnte das eine Abwärtsspirale am Markt auslösen.
Der Untergang des US-Autozulieferers First Brands hat zuletzt auch die Schweiz erreicht. Im Nachgang wurde klar, dass die UBS unter anderem über ein Tochterunternehmen mit 500 Millionen US-Dollar bei der Pleite-Firma mit drinhängt. Der Konkurs ist der größte in den USA seit Jahren. Entsprechend gehen die Alarmglocken an.
Das liegt auch an der Art der Schulden des Konzerns. So bestand ein beträchtlicher Teil aus sogenannten "private Credits" – Darlehen, die von Investoren oder Fonds angeboten werden. Da diese oft intransparent, kaum reguliert, aber zunehmend verbreitet sind, warnt etwa der US-Investmentmanager Jim Chanos, dass First Brands bloß der erste Konzern war, der von versteckten Risiken eingeholt wurde. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde fordert härtere Regeln für "private Credits".
Neben First Brands ist Ende September auch Tricolor, ein weiteres Unternehmen im US-Autosektor, bankrott gegangen. Dieses hat Menschen, die bei klassischen Instituten nur schwer einen Kredit aufnehmen konnten, die Finanzierung eines Autos ermöglicht. Der Bankrott verdeutlicht, dass besonders sozioökonomisch schwächer gestellte Gruppen in den USA immer mehr Schwierigkeiten haben, ihre Schulden zurückzuzahlen. Dieses Phänomen hat auch bei der Finanzkrise 2008 eine entscheidende Rolle gespielt.
Die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen steigen derzeit Richtung fünf Prozent. Investoren verlangen eine höhere Vergütung für das Halten von US-Staatsanleihen, unter anderem, weil sie sich Sorgen über die Staatsdefizite und politischen Risiken des Landes machen. Wenn die langfristigen Zinsen steigen, wird jedoch die Kreditaufnahme für alle teurer. Außerdem sinkt dadurch der Wert vieler Finanzanlagen – darunter Aktien und Immobilien. Plötzliche Sprünge der Anleiherenditen haben in der Vergangenheit zu Marktturbulenzen geführt.
Notenbanken genießen ein hohes Ansehen bei Anlegern. Bahnt sich etwa durch Inflation eine unangenehme Situation an, wird erwartet, dass sie die Gefahr mit Leitzinsentscheiden abwenden. Dieses Vertrauen steht jedoch seit Monaten auf der Probe – allen voran bei der Federal Reserve (Fed), der Notenbank der USA. Schon vor dem Antritt seiner zweiten Amtszeit schoss US-Präsident Trump scharf gegen die Fed.
Zuletzt konnte er mit der Wahl eines von ihm bevorzugten Kandidaten in ein wichtiges Entscheidungsorgan auch einen Teilerfolg verbuchen. Unter anderem die Bank of England warnt, dass die Märkte ins Straucheln kommen, wenn die Unabhängigkeit der Fed infrage gestellt wird.
Auch wenn viele der Probleme hauptsächlich den US-Markt betreffen, hat unter anderem die Finanzkrise 2008 eindrücklich aufgezeigt, dass eine Krise in den USA schnell globale Folgen mit sich bringen kann.