Bald steigen die Temperaturen wieder und Wasserratten können sich im Schwimmbecken abkühlen. Im Innviertel allerdings herrscht seit vielen Monaten symbolisch gesprochen Eiszeit. Grund: Im Herbst ist der weltbekannte Motorrad-Hersteller mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) in die Pleite gerutscht, hunderte Beschäftigte verloren ihre Jobs.
In letzter Zeit löste eine schlechte Nachricht die nächste ab. Zuerst wurde verkündet, dass die bei KTM übliche Sommerpause von August auf Juli vorverlegt wird. Zusätzlich bitter: Die Vollarbeitszeit wurde auf 30 Stunden pro Woche mit aliquoter Anpassung der Lohn- und Gehaltsbezüge für den Zeitraum der Vereinbarung heruntergesetzt.
Und: Das Werk steht seit vergangenem Montag erneut still, in den kommenden drei Monaten stellt der insolvente Betrieb also keine Motorräder her. Als Grund gab der Konzern einen Mangel an Bauteilen an. Die Krise beim Traditionsunternehmen zieht jetzt weitere Kreise.
Erste Freizeiteinrichtungen in der umliegenden Region sind bereits von der Pleite betroffen. So fällt eine geplante Renovierung sprichwörtlich ins Wasser. "Wegen der KTM-Krise verzögert sich jetzt die Sanierung unseres Freibads", sagt eine Gemeindemitarbeiterin von Mattighofen zu "Heute". Sie möchte anonym bleiben.
Hintergrund: Aufgrund des KTM-Fiaskos gibt es mehr Arbeitslose. In Folge fehlen dann die Kommunalsteuer-Beiträge der Mitarbeiter. Dieses Geld fehlt schließlich im Budget der Städte und Orte für verschiedene Projekte.
Das 1963 gegründete Schwimmbad wurde bereits einmal renoviert, 1996 zu einem Erlebnisbad umgestaltet. Neben verschiedenen Becken, Sprungbrettern und einem Fußballplatz gilt die 100 Meter lange Rutsche als Highlight.
Wie ist die Stimmung in der Gegend rund um die 7.500-Einwohner-Gemeinde? "Es herrscht einfach überall Unsicherheit, keiner weiß, wie es weitergeht", so die Einwohnerin. "Die Situation rund um KTM ist für uns alle schwierig und mühsam."
„Die Situation rund um KTM ist für uns alle schwierig und mühsam.“Einwohnerin von Mattighofen
Darüber hinaus würden sich die vielen Kündigungen in dieser Badesaison auf die Besucherzahlen auswirken: "Gekündigte Mitarbeiter aus Deutschland oder Spanien, die ihren Wohnsitz hier aufgelöst haben, fehlen dann natürlich." Die Frau berichtet außerdem von zahlreichen Einzelschicksalen: "Es gibt viele Paare, bei denen beide für KTM arbeiten und ein Haus besitzen."