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Wiener Wut-Lady: "Stadt kriegt Sauferei nicht in Griff"

Jetzt schlägt's am Steffl 13! Wut-Seniorin Henriette Hackl feuerte im "Heute"-Talk gegen alles, was ihr in der Wiener City gegen den Strich geht.

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Seniorin Henriette Hackl (73) lebt und leidet in der Wiener Innenstadt.
Seniorin Henriette Hackl (73) lebt und leidet in der Wiener Innenstadt.
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Wenn die 73-Jährige an ihr Wohnzimmer denkt, reicht das über die Wände ihrer City-Wohnung hinaus und erstreckt sich in alle Richtungen zum Wiener Ring. "Ich bin eine Innenstadt-Bewohnerin und ich liebe alle meine Plätze, ob das der Michaelerplatz, Kohlmarkt, Stephansplatz oder Fleischmarkt ist", erzählt Hackl, die seit ihrer Geburt nie woanders gelebt hat.

"Wir haben immer schon Touristen gehabt. Aber die speziellen Ströme von jungen Leuten, die nur Sauferei und Giftlerei im Sinn haben, Richtung Schwedenplatz und Donaukanal, wird man nicht in den Griff bekommen", stellt Frau Hackl konsterniert fest.

Die besorgte Seniorin fühlt sich von der Politik ignoriert und wandte sich jetzt an die Medien. "Heute" traf sie zum Stadt-Spaziergang im Bermudadreieck.

Im unteren Video zeigt Henriette Hackl die sogenannten "Schandflecken" des 1. Bezirks:

Gemeinsam mit "Heute" ging Henriette Hackl in drei Stationen den "Kreuzweg" zum Stephansdom.

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Müllhalde Schwedenplatz nach Party-Eskalationen

"Wie diese Leute mit unseren Aufsichtsorganen, Mistküblern und Polizisten umgehen, ist frech und respektlos", schnauzt die pensionierte Sekretärin gegen die Feierwütigen. Besonders die Müllentsorger sind ihr ein Anliegen: "Unsere arme MA 48 muss viermal so viel arbeiten als sonst, weil die Leute zu faul sind, den Dreck in den Mistkübel zu werfen. Es bleibt praktisch alles auf der Erde liegen und das ärgert mich."

Mit der Straßenreinigung steht die mehrfache Mutter und Großmutter in engem Austausch. "Ich rede sehr viel mit den 48ern, weil sie bei meinem Wohnort den ganzen Tag den Müll einsammeln. Die sind entsetzt, weil die Leute alles liegen lassen. Früher hat es das nicht gegeben", klagt sie über die Respektlosigkeit gegen die MA 48.

Auch die Polizei tue ihr leid: "Was sollen die noch alles beobachten, bestrafen, nachschauen? Das kann so nicht weitergehen." Hackls Vorschlag sind Langzeitarbeitslose als "Sicherheitsmänner": "Die können als Securities oder Aufpasser durch die Stadt gehen und die Leute aufmerksam machen, wenn jemanden was runtergefallen ist, so wie es der ehemalige Bürgermeister Zilk gemacht hat."

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    Henriette Hackl ist über den desolaten Zustand des Gebäudes entsetzt.
    Henriette Hackl ist über den desolaten Zustand des Gebäudes entsetzt.
    Helmut Graf
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    "Der Schwindhof ist ein Schandfleck"

    Der 1718 erbaute Schwindhof am Fleischmarkt, mittlerweile renovierungsbedürftig und quasi leerstehend, liegt der Wien-Liebhaberin besonders am Herzen. Sie nimmt den Eigentümer des geschichtsträchtigen Gebäudes in die Pflicht: "Da muss wieder Leben hineinkommen und die Fassade gerichtet werden. Die Wohnungen müssen billiger vermietet oder zu einem normalen Preis verkauft werden." Die Kosten für die Renovierung des Hauses schätzt sie auf eine halbe Million Euro. Sie vermutet, dass mit der Immobilie Spekulationen betrieben werden.

    Als Sanktion schwebe ihr vor, "dass das Denkmalamt eingreift, der Besitzer entweder enteignet oder dazu verpflichtet wird, nach dem Kaufabschluss innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre etwas zu unternehmen".

    Mehrere Anfragen zum Schwindhof übermittelte die Wut-Lady bereits an die Behörden, eine zufriedenstellende Antwort bekam sie nie. "Wir rufen sie zurück, ja wir machen das, dann passiert nichts. Es kommt mir vor, als ob die Zuständigen nicht mal eine Ahnung haben, wovon ich rede."

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    Grüner Stephansplatz statt Betonwüste

    Angesprochen auf den Stephansplatz findet sie erstmals sanfte Worte: "Er ist wunderschön hergerichtet worden – mein Stephansdom. Das freut mich, denn es ist eine Lebensaufgabe." Aber ganz ohne Kritik und Ideen lässt Henriette Hackl das so nicht stehen. "Mich stört, dass kein einziges Blumerl hier angepflanzt wird. Alles wurde zubetoniert, Steinbänke und Hocker aufgestellt und ein Paradies für Straßen-Esser geschaffen. Ich werde weiter dafür kämpfen, dass der Stephansplatz grün wird."

    An der Stadtregierung lässt sie allerdings kein gutes Haar: "Auf uns wird gesch*****, weil wir zu wenig Bewohner hier sind und langsam aussterben." Dann teilt sie ein weiteres Mal gegen die Politiker aus: "Die sollten mal da durch gehen und sich das selber anschauen, aber die fahren alle mit ihren Chauffeuren irgendwohin oder mir dem Radl im 15. herum, aber hier sehe ich niemanden."

    "Heute" fragte beim Büro des City-Bezirkvorstehers Markus Figl (ÖVP) nach, was gegen die Missstände, die Frau Hackl anprangert, getan werden kann.

    Bezirksvorstehung will sauber machen

    Zu den "Müllbergen" hat die Bezirkvorstehung eine klare Meinung. Man verstehe zwar, dass das Bedürfnis da sei, die gelockerten Corona-Maßnahmen im Sommer "mit größeren Zusammenkünften ausklingen zu lassen". Allerdings dürfe dies nicht zu einer Belastung der Anrainer führen. "Wir werden uns mit den Zuständigen in Verbindung setzen, um hier eine Lösung herbeizuführen."

    Desolates Haus ist im Privatbesitz

    "Rund um dieses Objekt am Fleischmarkt gab es bereits mediale Berichterstattung, auch Frau Hackl hat dieses Thema beim Bezirksvorsteher vorgebracht", so eine Sprecherin gegenüber "Heute". Da sich dieses Haus allerdings in Privatbesitz befindet, hat die öffentliche Hand hier keine Handhabe. "Es kann nur an den jeweiligen Eigentümer herangetreten werden, was der Bezirksvorsteher bereits getan hat."

    Sparsame Möblierung ist gewollt

    "Im Zuge der Umgestaltung der Stephansplatzes wurde ein Gestaltungskonzept umgesetzt, dessen Zielrichtung war, in einem sehr stark genutzten Raum durch möglichst sparsame Möblierung optische Ruhe reinzubringen", erklärt eine Bezirkssprecherin. Es dürfe zudem nicht vergessen werden, dass sich in normalen Zeiten mehr als 70.000 Menschen pro Tag an diesem so zentralen Ort aufhalten. Außerdem wies man auf die diversen Einbauten sowie die bestehende U-Bahndecke hin.