Der Rechnungshof bestätigt, was Ärzte seit Jahren kritisieren: Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien ist massiv unterversorgt. "Wenn man in Wien im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Schnitt 90 Tage auf einen Kassentermin warten muss, so ist das eine untragbare Situation", warnt Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart. Es brauchte zum einen ausreichend Kassenstellen, zum anderen müssten die Betreuungsplätze in den Spitälern, in Tageskliniken und im ambulanten Bereich aufgestockt werden, so der Ärztekammer-Chef.
„Gerade in einer Millionenstadt wie Wien ist eine flächendeckende Versorgung unerlässlich“Eduardo Maldonado-GonzálezObmann der Kurie angestellte Ärzte
Der aktuelle Bericht des Rechnungshofes offenbart große Lücken in der Versorgung – zu wenig Kassenstellen, zu wenige Spitalsbetten, zu wenig Personal. Besonders drastisch: Am Standort Rosenhügel ist das Primariat seit April unbesetzt, eine Nachfolge nicht in Sicht. "Gerade in einer Millionenstadt wie Wien ist eine flächendeckende Versorgung unerlässlich", betont Eduardo Maldonado-González, Obmann der Kurie angestellte Ärzte.
Lisa Leutgeb, selbst in psychiatrischer Ausbildung, fordert endlich ein auf Wien zugeschnittenes Konzept: "Gerade im urbanen Raum kommt der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine besondere Bedeutung zu – Vergleiche mit ländlichen Regionen bringen uns hier nicht weiter. Vielmehr braucht es ein Versorgungskonzept, das auf die spezifischen Herausforderungen der wachsenden Metropole Wien zugeschnitten ist."
Die Ärztekammer formuliert vier konkrete Forderungen: Mehr Betten, mehr ambulante und tagesklinische Plätze, ein Versorgungskonzept für Rosenhügel und die Übernahme der Ausbildungskosten durch die Spitäler.
"Es ist höchste Zeit, den Worten nun auch Taten folgen zu lassen – gerade zum Wohle unserer jüngsten Patientinnen und Patienten. Schließen wir endlich die eklatanten Versorgungslücken in der Kinder- und Jugendpsychiatrie! Die längst überfällige Umsetzung des zweiten WIGEV-Personalpakets mit Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Spitälern wäre ein wichtiger Schritt auf diesem Weg", so Maldonado-González.