Fabrik vor Neustart

"Wir wissen nicht weiter!" – Sorge nach KTM-Kündigung

Ab Montag wurden in Oberösterreich wieder Motorräder von KTM gebaut. Doch viele Arbeiter sind nicht mehr dabei – hier kommen einige zu Wort.
Michael Pollak
17.03.2025, 20:28

Vorsichtiges Aufatmen in Mattighofen (OÖ). Nach äußerst turbulenten Monaten und völligem Stillstand in den Produktionshallen von KTM drehten hier ab Montag die Fließbänder nach langer Pause wieder ihre Runden. Jetzt wird der weltbekannte Motorrad-Produzent knallhart saniert, soll dann wirtschaftlich wieder top dastehen.

Der Weg war und bleibt steinig. Im Winter verloren Hunderte Menschen ihre Jobs. Es sind bittere Schicksale: Die meisten wohnen gleich ums Eck, sehen ab kommender Woche Ex-Kollegen wieder in das Werk gehen. Sie selbst aber suchen verzweifelt eine neue Stelle. "Heute" hat in den vergangenen Tagen mit einigen dieser KTM-Opfer gesprochen.

Arbeitslos statt Pension

Vor den Trümmern seines Berufslebens steht etwa Dragan M. (62). Er war 25 Jahre lang stolzer Arbeiter in der Bike-Schmiede. Eigentlich war schon alles für seine Pensionierung im kommenden Jahr vorbereitet. Doch es folgte das brutale Ende: Er bekam den "blauen Brief". Mit allen Konsequenzen: Arbeitslosigkeit, Jobsuche und die Aussicht auf eine deutlich geringere Pension als geplant.

"Wie sollen wir das schaffen?"

Dragans Frau ist im Gespräch mit "Heute" verzweifelt: "Das kam für uns völlig überraschend, mein Mann kann jede Maschine der Produktion bedienen, er war immer fleißig. Er gab alles für die Firma."

"Wie sollen wir das schaffen“, sagt Frau M., „mein Mann ist 62 Jahre alt und die Ämter  empfehlen ihm, dass er sich einen neuen Job suchen soll – überall werden doch die Älteren rausgeschmissen!"

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Jetzt steht das Ehepaar vor finanziellen Problemen, "mir geht es nicht gut!". Sie überlegen, ob sie sich die Gemeindewohnung überhaupt noch leisten können. "Wir haben uns schon erkundigt, es gibt hier eine etwas kleinere Wohnung. Mattighofen ist wirklich teuer geworden."

Im Krankenstand gekündigt

Auch "Heute"-Leser Harald* (Name von der Redaktion geändert) arbeitete knapp 20 Jahre lang bei dem Zweirad-Produzenten, nun ist er krank und arbeitslos. Der Oberösterreicher wurde Anfang Dezember vom Dienst freigestellt. Einen Kündigungsgrund bekam der 56-Jährige nicht zu hören. Dabei wollte der langjährige KTM-Mitarbeiter, nach einer Operation schnell wieder ins Berufsleben einsteigen.

Wie mit jahrzehntelangem treuem Personal umgegangen wird, schockiert Ex-Mitarbeiter Harald: "Diese Menschen waren für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich und wurden für ihre Treue und Leistungen der ganzen Jahre mit der Kündigung belohnt."

Lehrling (17) jetzt ohne Job

Auch ein Tiroler meldete sich bei "Heute". Ende Jänner wurde sein Sohn (17) während der Lehre einvernehmlich gekündigt. Nach 1,5 Jahren war für den Burschen aber plötzlich Schluss. Er war in der Sparte KFZ-Mechanik bzw. Mechatronik beschäftigt, wohnte in einem Heim. Mittlerweile lebt der 17-Jährige wieder in seiner Heimat Tirol. "Wir sind sehr bedrückt", sagt sein Papa im Gespräch.

Es sei "wahnsinnig schade", dass die Zeit bei KTM schon vorbei ist. Der frustrierte Vater berichtet von einem "Zugehörigkeitsgefühl", das es anfangs gegeben hätte. "Viele tolle, engagierte Menschen arbeiteten dort." Das Motto "Orange Family" sei gelebt worden.

"Traum zerplatzt"

Doch nach und nach habe sich die Situation zunehmend verschärft: "Bei KTM herrschte dicke Luft. Die Menschlichkeit hat gefehlt. Die Stimmung war mies", findet der verärgerte Vater harte Worte. "Alles ist weggebrochen. Lehrlingen sind Kündigungen angedroht worden. Für die Psyche meines Sohnes war das schlimm. Für ihn ist ein Traum zerplatzt."

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