Schockierende Szenen sollen sich monatelang an einer Schule in Oberösterreich abgespielt haben: Ein jetzt 16-Jähriger soll in seiner Klasse IS-Propaganda betrieben und versucht haben, seine Mitschüler zu radikalisieren. Am Dienstag musste sich der Teenager deshalb am Landesgericht Linz verantworten.
Der Bursch soll laut Anklage von Herbst 2023 bis Sommer 2024 regelrecht im Terror-Fieber gewesen sein. Immer wieder habe er in Gesprächen mit seinen männlichen Klassenkameraden versucht, sie vom radikalen Islam zu überzeugen. Auch gegenüber Lehrern und Mitschülerinnen soll er kein Geheimnis aus seiner Sympathie für den IS gemacht haben.
Besonders verstörend: Der Jugendliche soll mehrmals Enthauptungen mit einer imaginären Axt oder Machete nachgestellt haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er behauptet haben, so den israelischen Präsidenten töten zu wollen.
Zudem zeigte der 16-Jährige laut Anklage Videos und Fotos von Bomben- bzw. Selbstmordanschlägen her, verschickte sie auch via Snapchat. Angeblich behauptete er stolz, eine Bombe selbst gebastelt zu haben.
Polizei vor der Tür und ein recht kleiner Saal für einen Prozess dieser Art: Der Angeklagte kommt leger mit Jeans und Polo-Shirt, gibt sich gefasst. Aber die Staatsanwältin zeichnet direkt ein beunruhigendes Bild: "Er ist im Gebetsgewand in die Schule gekommen, hat die Mädchen ignoriert und wollte sie nicht berühren." Auch weibliche Lehrkräfte habe der Schüler nicht akzeptieren wollen.
Die Verteidigerin zeichnet ein denkbar anderes Bild: Ihr Mandant werde sich nicht geständig zeigen, bekennt sich nicht schuldig. Er habe sich immer klar vom IS distanziert. Die Taten der Terror-Organisation "findet er abscheulich". Auch die Beschuldigung, der 16-Jährige habe Frauen nicht berühren wollen, sei falsch. "Seine Lieblingslehrer waren immer die weiblichen."
Auch der Jugendliche hat eine klare Meinung zur Anklage: "Ich kann mich nicht für etwas schuldig fühlen, das so nicht stimmt." Nur das "blöde, wirklich blöde Video" habe er seinen Mitschülern gezeigt. Seiner Aussage zufolge aber nur, um seinen muslimischen Glauben vom IS zu distanzieren.
Auch mit einer Frau als seine Verteidigerin habe er kein Problem gehabt. "Das Einzige, was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er das Video hergezeigt hat", meint seine Anwältin. Dabei habe es sich um verpixelte Videos aus internationalen Medien gehandelt. Gutgeheißen habe der 16-Jährige, für den die Unschuldsvermutung gilt, die Taten nie.
"Ob wir heute überhaupt fertig werden, ist offen", erklärt der Richter in Bezug auf die Situation. Die Aussage des Angeklagten passe nicht mit denen der fünf Zeugen zusammen. Er stellt aber klar: "Falls es so gewesen ist, wie die das schildern, war das kein Scherz unter Jugendlichen."
Auch die Ergebnisse einer Hausdurchsuchung und Daten von seinem Handy belasten den Teenager. Anberaumt ist der Prozess am Dienstag bis zum Nachmittag. Bei einer Verurteilung durch den Schöffensenat droht dem 16-Jährigen eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.