Die Nutzung von Fahrdaten im Fahrzeug könnte ein neuer Weg sein, um Menschen mit einem Risiko für kognitive Beeinträchtigungen zu identifizieren. Dies geht aus einer US-Studie hervor, die jetzt in der Fachzeitschrift "Neurology" veröffentlicht wurde.
"Die frühzeitige Identifizierung älterer, unfallgefährdeter Fahrer ist eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Gesundheit, doch die Ermittlung unsicherer Personen gestaltet sich schwierig und zeitaufwendig", so Studienautor Dr. Ganesh M. Babulal von der Washington University School of Medicine in St. Louis, Missouri (USA). "Wir haben festgestellt, dass wir mithilfe eines GPS-Datenerfassungsgeräts genauer bestimmen konnten, wer kognitive Beeinträchtigungen entwickelt hat, als wenn wir lediglich Faktoren wie Alter, Ergebnisse von kognitiven Tests und das Vorliegen eines genetischen Risikofaktors für Alzheimer berücksichtigten."
An der Studie nahmen 56 Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (einer Vorstufe der Alzheimer-Krankheit) und 242 kognitiv gesunde Personen mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren teil. Alle Teilnehmer fuhren zu Beginn der Studie mindestens einmal pro Woche Auto. Die Teilnehmer willigten ein, Tests ihrer Denkfähigkeit zu absolvieren und sich ein Datenerfassungsgerät in ihre Fahrzeuge einbauen zu lassen. Anschließend wurden sie über drei Jahre lang beobachtet.
Die Forscher nutzten Fahrfaktoren wie mittlere und maximale Fahrstrecke, Häufigkeit von Geschwindigkeitsüberschreitungen und Variationen im Fahrverhalten, um mit 82%iger Genauigkeit vorherzusagen, ob eine Person eine leichte kognitive Beeinträchtigung entwickelt hatte. Durch die Hinzunahme von Alter und anderen demografischen Merkmalen, Ergebnissen kognitiver Tests und dem Vorhandensein eines mit Alzheimer assoziierten Gens verbesserte sich die Genauigkeit auf 87 %.
Ergebnis: Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) – oft eine Vorstufe von Alzheimer – fuhren im Laufe von drei Jahren immer seltener, mieden Nachtfahrten und blieben häufiger auf vertrauten Routen.
"Die Beobachtung des täglichen Fahrverhaltens ist eine relativ unkomplizierte und unaufdringliche Methode, um die kognitiven Fähigkeiten und die Leistungsfähigkeit von Menschen zu überwachen", sagte Babulal. "Dies könnte helfen, gefährdete Fahrer frühzeitig zu identifizieren und einzugreifen, bevor es zu einem Unfall oder Beinaheunfall kommt, was derzeit häufig vorkommt. Selbstverständlich müssen wir dabei auch die Autonomie, die Privatsphäre und die informierte Entscheidungsfindung der Menschen respektieren und die Einhaltung ethischer Standards gewährleisten."
Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass die meisten Teilnehmer hochgebildete, weiße Personen waren, sodass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf die Gesamtbevölkerung verallgemeinert werden können.