Meg Draper hatte in ihren nur wenigen Wochen an ihrem neuen Unicampus im englischen Bournemouth "großen Eindruck" hinterlassen. Die 18-jährige angehende Physiotherapeutin hatte sich den Schwimm- und Netball-Teams angeschlossen. Im Oktober war sie tot.
Ihre Mutter beschreibt sie als "sportlich, gesellig, kontaktfreudig, sehr charismatisch und gesprächig" und fügt hinzu: "Sie liebte es einfach, unter Menschen zu sein, und die Menschen liebten es wirklich, mit ihr zusammen zu sein. Sie hatte diese unwiderstehliche Lebensfreude. Wir waren voller Bewunderung für sie."
Eines Nachts klagte die Jugendliche, dass sie sich lethargisch fühle. Innerhalb von 24 Stunden verschlimmerten sich ihre Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und ein Ausschlag am Bauch. Sie wurde noch ins Krankenhaus gebracht, doch die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun.
Meg wurde durch eine Meningokokken-Meningitis viel zu früh aus dem Leben gerissen. Die junge Engländerin war mit 14 Jahren gegen die Bakterien-Stämme A, C, W und Y geimpft worden, aber nicht gegen häufigeren Typ B (MenB), mit dem sie sich im Studium infiziert hatte.
Ihre Eltern erfuhren scheinbar erstmals nach dem plötzlichen Tod ihrer Tochter, dass dafür eine separate Impfung notwendig ist. Diese Erkenntnis sei "schrecklich" gewesen, schildert Mutter Helen (45) gegenüber der BBC: "Uns wurde gesagt, dass es sich um die Meningitis-Impfung handelte, wir wussten nicht, dass es noch eine andere gab".
Diese Wissenslücke scheint in ihrer Region kein Einzelfall: "Wir haben mit Hunderten von Menschen gesprochen, die sich an uns gewandt haben, und wir haben noch keine einzige Person gefunden, die davon wusste. Sie sind in derselben Lage wie wir. Das hat uns wirklich Angst gemacht, weil wir zuerst dachten, wir hätten etwas versäumt... Dass wir etwas übersehen hätten..."
Obwohl MenB bei über Vierjährigen als "selten" beschrieben wird, gibt es einen zweiten, weniger häufigen Höhepunkt bei Teenagern. Denn die Übertragung passiert bevorzugt dort, wo Menschen sehr engen Kontakt haben: in Kindergärten, Schulen, Diskotheken oder auf Partys. Der Chef der Wohltätigkeitsorganisation Meningitis Now bezeichnet es deshalb als "Tragödie", dass Jugendliche nicht routinemäßig geschützt werden.
Megs Eltern und die nationale Studentenunion setzen sich nun dafür ein, dass die MenB-Impfung auch für junge Erwachsene über den staatlichen Gesundheitsdienst NHS angeboten wird. Bisher ist diese nur bei kleinen Kindern vorgesehen.
Die Wirkung des ersten Stichs hält allerdings nur einige Jahre. Auffrischungsimpfungen sind in Großbritannien Privatsache und kosten etwa 250 Euro. Diesen Betrag hätten sie "ohne zu zögern" bezahlt, wenn sie denn nur davon gewusst hätten, beteuern die Eltern.
Für Meg ist es zu spät, sie hinterlässt ein großes Loch. Sie hatte auf der Uni viele Freunde gefunden, und ihre Mutter fügte hinzu: "Sogar zu ihrer Beerdigung mussten sie alle mit Bussen aus Bournemouth hergebracht werden."
"Wenn man bedenkt, dass sie nur fünf Wochen dort war, aber so viele Freunde an der Universität hatte – wir konnten gar nicht fassen, wie beeindruckend sie in so kurzer Zeit gewesen war."
"Wir können Meg nicht zurückbringen, aber wir können dafür sorgen, dass ihr Tod nicht umsonst war", sagt Mutter Helen. "Für uns ist das ihr Vermächtnis." Sie und ihr Mann fordern nun mehr Aufklärung für Eltern und die MenB-Impfung für junge Erwachsene im Rahmen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS.
Meningokokken kommen weltweit vor, wobei die Verteilung der verschiedenen Serotypen (A, B, C, W135, Y) global sehr unterschiedlich ist. Meningokokken der Gruppe B sind in Österreich am häufigsten, auch die Gruppe C und Y spielen in Europa eine Rolle.
Erkrankungen sind in Österreich umgehend meldepflichtig. Personen, bei denen der Verdacht einer Infektion besteht, müssen laut Gesundheitsministerium sofort in ein Krankenhaus eingewiesen und dort bis 24 Stunden nach Therapieeinleitung isoliert werden.
Unbehandelt endet fast die Hälfte der Meningitis-Fälle tödlich. Innerhalb weniger Stunden können Meningokokken-Erkrankungen bei einem vollkommen gesunden Menschen zu schwersten Erkrankungen und zum Tod führen. Durch den sich schnell verschlechternden Krankheitsverlauf beginnt die Behandlung oft zu spät.
"Zur Vorbeugung von Meningokokken-Erkrankungen stehen verschiedene, gut verträgliche Impfstoffe zur Verfügung, so das Gesundheitsministerium. Sie schützen je nach Typ entweder nur vor dem Serotyp B, dem Serotyp C oder kombiniert vor den Serotypen A, C, W135 und Y:
Die Impfung gegen Meningokokken der Gruppe B ist ab dem vollendeten 2. Lebensmonat für alle Kinder und Jugendlichen empfohlen. Die Impfung ist nicht im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten.
Die Impfung gegen Meningokokken der Gruppe C wird für Kinder im 13. bis 15. Lebensmonat einmalig empfohlen. Die Impfung gegen Meningokokken C ist nicht im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten.
Die Kombinationsimpfung gegen Meningokokken der Gruppe A, C, W135 und Y wird ab dem vollendeten 10. Lebensjahr für alle Jugendlichen empfohlen, insbesondere vor Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen und vor Reisen (z.B. Schul-/Gruppenveranstaltungen) in Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko. Sie steht im kostenfreien Impfprogramm vom vollendeten 10. bis zum vollendeten 13. Lebensjahr zur Verfügung.