Gerade reden auf TikTok alle über Bohnen: über rote Kidneybohnen, schwarze und weiße Bohnen, aber auch über Kichererbsen und Linsen. #beantok heißt der Trend und der soll nicht nur die Verdauung ankurbeln und das große Geschäft erleichtern, sondern sogar bei Ängsten und bei Symptomen der Menopause helfen.
Manche User behaupten sogar, ihr Leben hätte sich drastisch verändert, seit sie täglich Bohnen essen, wie Influencerin Marlene: "Seit BeanTok mein Leben übernommen hat, esse ich zwei Tassen Bohnen pro Tag", verrät sie in einem Clip, der bereits über eine Million Aufrufe hat. Sie zählt diverse Vorteile auf, die sie nicht erwartet hatte, sich aber dank der Bohnen eingestellt hätten. Sie fragt sich: "Was ist das für eine Zauberei?"
So konnte Marlene offenbar zum ersten Mal über eine Brücke fahren, vor der sie enorme Angst hatte und stets in Panik geriet: "Etwa eine Woche nach Beginn von BeanTok fuhr ich über meine gefürchtetste Brücke, die Skyway in Buffalo, und es ging mir ausgezeichnet." Sie bekomme außerdem plötzlich Komplimente. Nachdem eine Kassiererin in einem Laden sie supernett angesprochen habe, dachte sie nur: "Sind das die Bohnen?!"
"Bohnen haben ein fantastisches Nährwertprofil", erklärt die Ernährungsberaterin Rhian Stephenson gegenüber der "Vogue": "Sie sind eine großartige Quelle für pflanzliches Eiweiß und liefern Vitamine und Mineralstoffe." Bohnen und andere Hülsenfrüchte enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidativ wirken und auch Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Eisen, Zink und Kalzium. Auch mit den Vitaminen B1, B2 und Folsäure können Bohnen auftrumpfen. Zudem sind sie reich an Ballaststoffen und sorgen so nicht nur für eine regelmäßige Verdauung, sondern unterstützen auch ein gesundes Mikrobiom.
Eine texanische Studie konnte sogar belegen, dass Teilnehmende, die täglich eine Tasse weiße Bohnen zu ihren regulären Mahlzeiten hinzufügten, positive Veränderungen in ihrem Darmmikrobiom aufwiesen, was mit Krebsprävention und verbesserten Behandlungsergebnissen verbunden ist.
Bohnen und andere Hülsenfrüchte eignen sich auch als Fleischalternative: "In unseren Studien konnten wir zeigen, dass die Verschiebung der Ernährungsgewohnheiten von viel Fleisch auf zu wenig Fleisch und mehr Hülsenfrüchten dazu führt, dass der Blutdruck und die Cholesterinwerte sinken. Und unsere Probanden, die anfangs leicht übergewichtig waren, haben auch Gewicht verloren", erklärt Christine Dawczynski, Ernährungswissenschaftlerin, gegenüber dem "SWR".
Bohnen sind also tatsächlich ein gesundes Lebensmittel. Aber helfen sie wirklich bei Ängsten? In den Kommentaren unter Marlenes Video schreibt jemand: "Gute Darmgesundheit ist gute mentale Gesundheit." Ein anderer User kommentiert: "Neurotransmitter werden im Darm gebildet. Ein gesunder Darm sorgt für ein gesundes Gehirn."
Tatsächlich ist belegt, dass der Darm einen Einfluss auf die Psyche haben kann: "Man weiß, dass auch der Magen-Darm-Trakt über Nervenstrukturen, Botenstoffe und Neurotransmitter verfügt", erklärt Professor Thomas Frieling gegenüber der "DAK". "Dieses 'Bauchhirn' kommuniziert intensiv mit unserem 'Kopfhirn'." Man erkenne immer mehr, wie sehr diese Systeme einander beeinflussen, auch mit Auswirkungen auf die psychische Verfassung. Aber er relativiert: "Auch wenn man häufiger hört, dass Depressionen im Darm entstünden, gibt es dazu noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Verstopfung und Depression treten tatsächlich sehr oft in Verbindung auf und wir diskutieren schon länger, welches Problem hier das andere verursacht. Noch wissen wir es allerdings nicht."
Wunder darf man von regelmäßigem Bohnenverzehr nicht erwarten. Blähungen hingegen könnten durchaus auftreten. Wer aber Bohnen in seinen Speiseplan einbauen will, kann langsam starten und die Menge allmählich steigern. "Wenn wir regelmäßig Hülsenfrüchte aufnehmen, dann adaptiert sich auch unser Mikrobiom", erklärt Professor Gerhard Jahreis gegenüber dem "SWR". "Das heißt, es wird insgesamt weniger Blähungen geben, sodass diese lästigen Blähungen keine Rolle mehr spielen."