Weltweit ist ein Ansteigen der Krebsraten bei Menschen unter 50 Jahren zu beobachten. Besonders Darmkrebs zählt zu diesen Krebsarten. Die Ursachen für diesen Trend sind unklar, aber eine neue Studie deutet auf einen wichtigen Zusammenhang mit hochverarbeiteten Lebensmitteln hin. Ultraverarbeitete Lebensmittel, die typischerweise arm an Ballaststoffen und vollgepackt mit Emulgatoren sind, werden seit langem mit Darmkrebs in Verbindung gebracht, aber Daten über "Ultra-Processed Foods" (UPFs) und frühzeitig auftretende Wucherungen im Darm wurden bisher weitgehend vernachlässigt.
Hochverarbeitete Lebensmittel – oft Ultra-Processed Foods (UPFs) genannt – sind Produkte, die in hohem Maß industriell hergestellt wurden und viele künstliche oder stark veränderte Zutaten enthalten. Sie unterscheiden sich klar von frischen oder nur leicht verarbeiteten Lebensmitteln.
Typische Merkmale:
1. Mehrere Verarbeitungsschritte wie Extrusion, Formung, Erhitzen, Raffinieren.
2. Industriell erzeugte Zutaten, die man in einer normalen Küche nicht verwenden würde (z. B. Maltodextrin, modifizierte Stärke, Aroma- und Farbstoffe, Emulgatoren, Stabilisatoren).
3. Hoher Zucker-, Salz- oder Fettgehalt, oft in Kombination.
4. Stark veränderte Struktur, damit das Produkt besonders "leicht essbar" und geschmacksintensiv wird.
5. Lange Haltbarkeit durch Konservierungsstoffe und Prozesse.
Typische Beispiele: Fertiggerichte, Tiefkühlpizza, Chips, Snacks, Süßigkeiten, Fast Food, Frühstücksflocken mit viel Zucker, Softdrinks und Energydrinks, Wurstwaren wie Hot-Dog-Würstel oder Formfleischprodukte, Fertigsoßen, Instant-Suppen, Proteinriegel, Diätshakes
Die Forscher analysierten, ob der Verzehr von mehr ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit einem erhöhten Risiko für Adenome (Vorstufe von Darmkrebs) und serratierte Läsionen im Darm (Gruppe von Polypen im Dickdarm) – den beiden Hauptursachen für Darmkrebs – verbunden ist.
Die Studie analysierte Ergebnisse von Darmspiegelungen von über 29.100 Frauen im Alter von 25 bis 42 Jahren. Lebensstilfaktoren, Familien- und Krankengeschichte wurden mittels Fragebögen erfasst. Darmspiegelungen werden routinemäßig durchgeführt, um die Ursachen von Darmbeschwerden wie rektalen Blutungen, Durchfall, Verstopfung und unerklärlichem Gewichtsverlust abzuklären. Sie können auch Darmpolypen erkennen, die sich potenziell zu Darmkrebs entwickeln könnten. Sie können gleich bei der Untersuchung abgetragen und analysiert werden.
Polypen sind zwar in der Regel harmlos und nicht immer ein Grund zur Sorge, doch in wenigen Fällen kann ein Polyp mit der Zeit bösartig werden.
Anhand der Endoskopiebefunde wurden bis zum Ende der Studie 1.189 Fälle von früh einsetzenden Tumoren und 1.598 serratierte Läsionen (einer weiteren Art von Vorläufer, die sich jedoch langsamer entwickelt und seltener mit Darmkrebs im Frühstadium in Verbindung gebracht wird) erfasst.
Frauen mit dem höchsten Konsum an hochverarbeiteten Lebensmitteln – durchschnittlich zehn Portionen pro Tag – hatten ein um 45 Prozent höheres Risiko, konventionelle Adenome zu entwickeln, die Vorläufer von Darmkrebs im Frühstadium, verglichen mit Frauen mit dem geringsten Konsum (durchschnittlich drei Portionen pro Tag).
"Das erhöhte Risiko scheint relativ linear zu sein, das heißt, je mehr hochverarbeitete Lebensmittel man konsumiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies zu Darmpolypen führt", der so der leitende Autor Andrew Chan, Gastroenterologe am Mass General Brigham Cancer Institute und Professor an der Harvard Medical School.
"Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Ernährung bei der Entstehung von Darmkrebs im Frühstadium und unterstützen die Verbesserung der Ernährungsqualität als Strategie zur Minderung der zunehmenden Belastung durch Darmkrebs im Frühstadium."
Zu den Symptomen von Darmkrebs gehören oft Veränderungen des Stuhlgangs, wie etwa anhaltender und neu aufgetretener Durchfall oder Verstopfung, häufigerer oder seltenerer Stuhldrang und Blut im Stuhl. Ebenso Bauchschmerzen, ein "Knoten im Magen", Blähungen, unerklärlicher Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Hochverarbeitete Lebensmittel sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Was praktisch klingt, hat jedoch einen Haken: Diese Produkte bestehen häufig aus industriell hergestellten Zutaten, viel Zucker, Fett, Salz und zahlreichen Zusatzstoffen.
Ebenso zeigte die Studie, dass diejenigen, die am meisten ungesunde Lebensmittel zu sich nahmen, einen höheren BMI (Body-Mass-Index) hatten, mehr rauchten und häufiger an Typ-2-Diabetes erkrankten als diejenigen, die weniger ungesunde Lebensmittel aßen. Im Durchschnitt machte die Aufnahme von ultraverarbeiteten Lebensmitteln rund 35 Prozent der gesamten täglichen Kalorien aus – das entspricht etwa 5,7 Portionen pro Tag, hauptsächlich aus Brot und Frühstücksprodukten, Soßen, Aufstrichen, Würzmitteln und zuckerhaltigen Getränken.